Event Driven Architecture mit SAP Advanced Event Mesh: Agilität durch Echtzeit-Kommunikation

Moderne Unternehmen stehen vor der Herausforderung, heterogene Systemlandschaften in Echtzeit zu synchronisieren – ein zentraler Erfolgsfaktor für datengetriebene Entscheidungen. Die Event Driven Architecture (EDA) hat sich hierbei als Schlüsselarchitektur erwiesen, um komplexe SAP-Ökosysteme agil und reaktionsfähig zu gestalten. In diesem Artikel beleuchten wir, wie der SAP Advanced Event Mesh (AEM) als Herzstück der SAP Business Technology Platform (BTP) diese Vision ermöglicht.

Grundlagen der Event-Driven Architecture im SAP-Kontext

EDA basiert auf drei Kernprinzipien: Entkopplung (Systeme agieren unabhängig voneinander), Asynchronität (Produzenten erwarten keine direkte Antwort) und lose Kopplung (flexible Weiterentwicklung von Komponenten). Im Gegensatz zu API-basierten Request/Response-Modellen ermöglicht EDA eine effiziente Broadcast-Kommunikation, bei der Events – etwa eine Bestellbestätigung in SAP S/4HANA – automatisch alle abonnierenden Systeme erreichen.

Ein Event beschreibt dabei eine signifikante Zustandsänderung, z. B. „Materialstamm aktualisiert“ oder „Lieferstatus geändert“. Diese werden von Producern (z. B. SAP ERP) erzeugt und über einen Event Broker wie den SAP Advanced Event Mesh an Consumer (z. B. Analyse-Tools oder externe Lieferkettensysteme) verteilt. Das standardisierte Format CloudEvents sorgt hierbei für Konsistenz und Interoperabilität.

SAP Advanced Event Mesh: Architektur und Enterprise-Features

Der SAP Advanced Event Mesh ist ein cloudbasierter Event-Broker-Service, der das Publish/Subscribe-Modell auf Enterprise-Niveau umsetzt. Seine Architektur umfasst:

  • Topics: Logische Gruppen für Events (z. B. „Logistik.Transportauftrag.Erstellt“)
  • Queues: Persistente Puffer, die Events bis zur Verarbeitung speichern
  • Gateways: Sichere Verbindungspunkte für SAP- und Drittsysteme
  • Message Clients: SDKs zur Integration von Anwendungen (u. a. Java, Python)

Durch erweiterte Funktionen wie Message Replay (Wiederholung fehlgeschlagener Zustellungen) und Event-Transaktionen (atomare Verarbeitung) hebt sich AEM vom Basis-SAP-Event-Mesh ab. Zudem unterstützt er hybride Szenarien, etwa die Kopplung von On-Premise-SAP-Systemen mit Cloud-Microservices, und bietet Compliance-taugliche Sicherheit via OAuth 2.0 und TLS-Verschlüsselung.

Implementierung: Von der Theorie zur Praxis

Um EDI mit AEM zu realisieren, sind folgende Schritte zentral:

  1. Infrastruktur einrichten: SAP-BTP-Konto mit aktivierter Integration Suite und Advanced-Event-Mesh-Subskription.
  2. Topics und Queues designen: Beispielsweise ein Topic „HR.Mitarbeiter.Geändert“ für SuccessFactors-Ereignisse, abonniert von einer Queue zur Synchronisation mit SAP SuccessFactors.
  3. Producer und Consumer entwickeln: Nutzung der AEM-SDKs, um CloudEvents zu generieren und zu verarbeiten. Ein typisches Event im JSON-Format umfasst Felder wie typesource und data:
    Cloud Event im SAP Advanced Event Mesh
    Beispielhaftes Cloud Event im SAP Advanced Event Mesh
  4. Integration mit SAP Cloud Integration: Mit demAdvancedEventMesh-Adapter können Integration Flows als Producer (Sender-Adapter) oder Consumer (Receiver-Adapter) fungieren – ideal für die Anbindung älterer SAP-Systeme.

Anwendungsfälle: Echtzeit-Integrationen mit Mehrwert

  • Supply-Chain-Optimierung: Ein Retail-Unternehmen nutzt AEM, um Lagerbestandsänderungen aus SAP EWM in Echtzeit an Transportmanagementsysteme (TM) und Partnerportale zu propagieren.
  • IoT-gesteuerte Wartung: Sensordaten von Maschinen werden als Events in AEM publiziert und lösen vorausschauende Wartungsaufträge in SAP S/4HANA aus.
  • Employee Experience: Bei Personaländerungen in SAP SuccessFactors informiert AEM automatisch Systeme wie SAP Concur oder Schulungsplattformen.
 

Enterprise-Grade: Sicherheit, Skalierung und Governance

Advanced Event Mesh ist darauf ausgelegt, komplexe Unternehmensanforderungen in den Bereichen Sicherheit, Skalierung und Governance zu erfüllen. Eine zentrale Stärke liegt in der Skalierbarkeit, die durch das automatische Handling von Lastspitzen unterstützt wird – etwa bei ressourcenintensiven Prozessen wie SAP-S/4HANA-Massenbuchungen. Das gewährleistet eine stabile Performance auch unter hoher Auslastung. Im Bereich Sicherheit setzt AEM auf rollenbasierte Zugriffskontrollen (RBAC), die präzise Berechtigungen für Topics und Queues definieren, ergänzt durch umfassende Audit-Logs zur Nachverfolgung von Aktivitäten. Die Resilienz der Plattform wird durch Mechanismen wie Dead Letter Queues gestärkt, die fehlerhafte Events isolieren, während das Message Replay Datenverluste verhindert, selbst bei unvorhergesehenen Störungen. Für Transparenz sorgt das integrierte Monitoring: Das SAP Cloud Integration-Monitoring überwacht die Adapter-Performance in Echtzeit, während das AEM-Cockpit den Message-Throughput und Queue-Backlogs übersichtlich visualisiert. Diese Kombination aus robusten Features ermöglicht eine zuverlässige und kontrollierbare Event-Architektur.

Best Practices für den Erfolg

Um das volle Potenzial von AEM auszuschöpfen, sind bewährte Vorgehensweisen essenziell. Die Standardisierung bildet hier die Grundlage – etwa durch die Nutzung des CloudEvents-Formats und einheitlicher Namenskonventionen für Topics, die sich an Strukturen wie „Domäne.Subdomäne.Aktion“ orientieren. Dadurch wird die Konsistenz über Systemgrenzen hinweg sichergestellt. Idempotenz-Checks spielen eine Schlüsselrolle, um Doppelverarbeitungen zu vermeiden; das wird durch die Verwendung eindeutiger Event-IDs erreicht, die jeden Prozess identifizierbar machen. Beim Topic-Design empfiehlt sich eine hierarchische Strukturierung, beispielsweise mit Platzhaltern wie „Logistik.#“, um flexibel Subscriptions für gesamte Event-Kategorien zu erstellen. Für Unternehmen mit hybriden Infrastrukturen ist die Kombination von AEM mit der SAP Cloud Integration ein bewährter Ansatz, um Legacy-Systeme an moderne Event-Streams anzubinden.

Weiterführende Details hierzu bietet der Artikel Hybride Integration, der praktische Implementierungsstrategien aufzeigt. Durch die Beachtung dieser Prinzipien wird eine zukunftssichere und effiziente Event-gesteuerte Architektur ermöglicht.

Ausblick: Die Zukunft der Event-getriebenen SAP-Landschaften

Der SAP Advanced Event Mesh wird zunehmend zur Brücke zwischen SAP-Geschäftsdaten und innovativen Technologien: Künftige Integrationen mit SAP Graph könnten Events bei Änderungen an unternehmenskritischen Entitäten (z. B. Kundenstammdaten) automatisch auslösen. Zudem wird die Einbindung von KI-Modellen, die in Echtzeit auf Ereignisse wie Lagerengpässe reagieren, an Bedeutung gewinnen.

Fazit

Die Event-Driven Integration mit SAP Advanced Event Mesh ist kein theoretisches Konzept, sondern die Grundlage für Unternehmen, die ihre SAP-Systemlandschaft zukunftssicher aufstellen möchten. Durch die Entkopplung von Prozessen, Echtzeit-Kommunikation und Enterprise-Features bietet AEM einen robusten Rahmen für digitale Innovationen – ob in der Logistik, Personalverwaltung oder Customer Experience.

Wer tiefer in Themen wie API-Management oder Integrationspattern einsteigen möchte, findet in den weiteren Artikeln dieser Blogreihe umfassende Insights.

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