Implementierung von häufig verwendeten Integrationspatterns mit der SAP Integration Suite

Integration ermöglicht die nahtlose Kommunikation zwischen Anwendungen, Prozessen und Partnern. Doch Integration ist kein Selbstzweck: Sie erfordert klare Strukturen, Wiederholbarkeit und Standardisierung, um komplexe Szenarien effizient zu bewältigen. Hier kommen Integrationspatterns ins Spiel – bewährte Lösungsmuster für typische Herausforderungen wie Datenrouting, Transformation oder Fehlerbehandlung. In diesem Artikel zeigen wir, wie Sie diese Patterns mithilfe der SAP Integration Suite pragmatisch und skalierbar umsetzen.

Grundlagen der Implementierung in der SAP Integration Suite

Die SAP Integration Suite bietet eine umfassende Plattform, um Integrationsprozesse zu modellieren, auszuführen und zu überwachen. Kernstück ist der Integration Flow Designer, eine grafische Entwicklungsumgebung, die durch intuitive Drag-and-Drop-Funktionen und vordefinierte Komponenten überzeugt.

  • Adapter bilden die Brücke zu externen Systemen – ob REST-APIs, IDoc-Schnittstellen oder JMS-Queues. Sie ermöglichen die Anbindung an Protokolle wie OData, SFTP oder SOAP und sind zentral für die Realisierung jedes Patterns.
  • Konverter transformieren Datenformate (z. B. XML zu JSON) und sorgen dafür, dass heterogene Systeme harmonieren.
  • Routing-Komponenten wie der Content-Based Router oder Recipient List steuern den Nachrichtenfluss basierend auf Inhalten oder dynamischen Regeln.
  • Persistierungskonzepte wie der Data Store oder JMS-Queues ermöglichen die Zwischenspeicherung von Nachrichten – essenziell für Patterns wie den Idempotent Receiver.
  • Fehlerbehandlung wird durch Exception Subprocesses strukturiert, die Retry-Mechanismen oder Dead-Letter-Queues integrieren.

Diese Bausteine lassen sich im Integration Flow Designer kombinieren, um komplexe Integrationslogik abzubilden – von einfachen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bis zu orchestrierten Prozessen.

Detaillierte Umsetzung ausgewählter Integrationspatterns

Content-Based Router

Dieses Pattern leitet Nachrichten an unterschiedliche Ziele, basierend auf dem Inhalt. In der SAP Integration Suite realisieren Sie es mit dem Router-Schritt:

  1. Definieren Sie Bedingungen mithilfe von XPath oder Simple Expression Language (z. B. $body/Order/ProductCategory = 'Electronics').
  2. Jede Bindung verweist auf einen separaten Verarbeitungspfad – etwa einen Adapter für das ERP-System bei Produktkategorie A oder ein Cloud-Tool bei Kategorie B.
    Beispiel: Eine Bestellung mit Medizingütern wird automatisch an ein Compliance-System weitergeleitet, während Standardartikel direkt ins Warenwirtschaftssystem fließen.
Content Enricher

Um Nachrichten mit zusätzlichen Daten anzureichern, kombinieren Sie den Request-Reply-Schritt mit einem Adapter:

  1. Ein OData-Adapter fragt etwa Kundendaten aus einem S/4HANA-System ab, basierend auf einer Kunden-ID in der eingehenden Nachricht.
  2. Ein Mapping-Schritt fügt die Antwortdaten in das ursprüngliche Nachrichtenpayload ein.
    Beispiel: Eine Bestellungsnachricht wird um Lagerbestände, Preise oder Steuerinformationen ergänzt, bevor sie verarbeitet wird.
Aggregator

Dieses Pattern fasst korrelierte Nachrichten zusammen – etwa mehrere Bestellpositionen zu einer Gesamtbestellung.

  1. Der Aggregator-Schritt nutzt einen Korrelationsausdruck (z. B. $header/OrderID), um Nachrichten zu gruppieren.
  2. Eine Abschlussbedingung (Timeout oder Anzahl von Nachrichten) löst die Weiterverarbeitung aus.
    Tipp: Kombinieren Sie den Aggregator mit einem Data Store, um auch bei Systemausfällen Konsistenz zu gewährleisten.
Retry-Mechanismus

Automatische Wiederholungen bei Fehlern lassen sich auf zwei Arten umsetzen:

  1. Adapter-spezifische Retry-Strategien: Beim HTTP-Sender definieren Sie maximale Versuche und Backoff-Intervalle.
  2. Exception Subprocesses: Nutzen Sie einen Catch-Schritt mit einer Schleife, die Nachrichten nach einem Delay erneut sendet.
    Best Practice: Kombinieren Sie Retry mit einer Dead-Letter-Queue, um manuelle Nachbearbeitung zu ermöglichen, falls alle Versuche scheitern.
Idempotent Receiver

Verhindern Sie doppelte Verarbeitung durch Speichern eindeutiger Nachrichten-IDs im Data Store:

  1. Bei Eingang einer Nachricht prüft ein Groovy-Script, ob die ID bereits existiert.
  2. Falls nicht, wird die ID gespeichert und die Nachricht verarbeitet. Andernfalls wird sie verworfen.
    Anwendung: Ideal für B2B-Szenarien, bei denen Partner Nachrichten wiederholt senden könnten.

Enterprise-Grade-Aspekte: Mehr als nur Funktionen

Die bloße Umsetzung eines Patterns genügt nicht – Enterprise Grade Integration verlangt Resilienz, Sicherheit und Skalierbarkeit:

  • Resilienz: Nutzen Sie Bulk-Processing-Features beim Splitter, um große Datenmengen in Batches zu verarbeiten, oder kombinieren Sie Aggregator-Schritte mit Persistierung, um Datenverluste zu vermeiden.
  • Sicherheit: Verschlüsseln Sie Nachrichteninhalte mit Security Policies, maskieren Sie sensible Felder im Logging und nutzen Sie OAuth für API-Aufrufe.
  • Monitoring: Integrieren Sie Cloud Integration Monitoring, um Latenzen oder Fehlerraten pro Pattern zu analysieren – ein Thema, das wir im Artikel Monitoring und Logging vertiefen.
  • Performance: Testen Sie Patterns unter Last – etwa durch Parallelisierung von Splitter-Schritten oder Optimierung von XPath-Ausdrücken.

Fazit: Vom Integrationspattern zur praxistauglichen Schnittstelle

Integrationspatterns sind handfeste Werkzeuge, um Geschäftsprozesse zuverlässig abzubilden. Die SAP Integration Suite unterstützt das durch eine Fülle vordefinierter Komponenten, die sich flexibel kombinieren lassen – ob für einfaches Routing oder komplexe Aggregation.

Doch wie jedes Werkzeug verlangt auch die Suite Know-how: Nutzen Sie die Integration Flow Design Guidelines, um Anti-Patterns zu vermeiden, und experimentieren Sie mit Mock-Systemen, bevor Sie produktive iFlows deployen.

In weiteren Artikeln dieser Reihe beleuchten wir fortgeschrittene Themen wie hybride Integration oder Event-gesteuerte Architekturen. Bleiben Sie dran – denn Integration ist kein Projekt, sondern ein kontinuierlicher Weg.

Stellen Sie Ihr Unternehmen in den Vordergrund

Selbstverständlich stehen wir Ihnen auch jederzeit gerne persönlich zur Verfügung und unterstützen Sie bei der Umsetzung Ihrer Integrationen in der SAP Integration Suite.

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