SAP BTP Governance – Organisationsstruktur und Verantwortlichkeiten

Dieser Artikel ist ein Artikel aus einer Reihe von Artikeln zur SAP BTP Governance. Wenn Sie mehr zum Thema BTP Governance erfahren möchten, empfehlen wir, mit unserem Überblick zur SAP BTP Governance zu starten und anschließend die Detailartikel zu lesen.

Die SAP Business Technology Platform (BTP) hat sich als zentraler Innovationsmotor für Unternehmen etabliert, die Cloud-Anwendungen, Integrationen und KI-Lösungen schnell und skalierbar umsetzen möchten. Doch die Flexibilität der Plattform erfordert klare Strukturen, um Chaos, Sicherheitsrisiken und Kostenüberschreitungen zu vermeiden. Hier setzt eine effektive Governance an, die sich idealerweise auf zwei zentrale Teams stützt: die Cloud Development Teams und das Platform Engineering Team (auch als Center of Excellence bezeichnet). Diese Aufteilung kombiniert agile Entwicklung mit zentraler Steuerung und schafft so die Balance zwischen Innovation und Kontrolle.

Warum BTP Governance auch in schlanken Strukturen unverzichtbar ist

Die SAP BTP bietet zwar enorme Gestaltungsspielräume, doch ohne klare Regeln drohen schnell unerwünschte Szenarien. So können unkontrollierte Zugriffe auf Produktionsumgebungen Sicherheitslücken öffnen, während ungenutzte Cloud-Ressourcen die Kosten in die Höhe treiben. Gleichzeitig führt mangelnde Standardisierung bei Entwicklungsprozessen oft zu technischen Schulden, die langfristig die Wartung erschweren.

Genau hier kommt die Aufteilung in Cloud Development Teams und Platform Engineering Team ins Spiel: Während erstere Anwendungen entwickeln und betreiben, sorgt letzteres für stabile Rahmenbedingungen. Diese Arbeitsteilung ermöglicht es Unternehmen, die Agilität der Cloud zu nutzen, ohne dabei Governance-Aspekte zu vernachlässigen.

Center of Excellence (CoE): Strategische Steuerung und Wissensvermittlung

Das Platform Engineering Team oder Center of Excellence (CoE) übernimmt eine strategische Rolle: Es gestaltet die technische und organisatorische Infrastruktur der SAP BTP und sorgt für Compliance. Konkret bedeutet das, dass dieses Team nicht nur die Plattform betreibt, sondern auch Richtlinien definiert, Schulungen durchführt und Innovationen vorantreibt.

Ein zentraler Aufgabenbereich ist die Verwaltung der Cloud-Infrastruktur. Dazu gehört die Anlage von Global Accounts und Subaccounts, die Konfiguration von Umgebungen wie Cloud Foundry oder Kyma sowie die Automatisierung von Provisionierungsprozessen mithilfe von Infrastructure-as-Code-Tools wie Terraform. Gleichzeitig überwacht das Team die Gesamtkosten der Plattform, identifiziert Kostentreiber über das SAP BTP Cost Management Cockpit und setzt Budgetgrenzen, um Überschreitungen zu vermeiden.

Im Bereich Sicherheit und Compliance entwickelt das Platform Engineering Team Richtlinien für rollenbasierte Zugriffe (RBAC), die mithilfe von SAP Cloud Identity Services umgesetzt werden. Es führt regelmäßige Penetrationstests durch und dokumentiert alle Aktivitäten, um Audits nach Standards wie DSGVO oder ISO 27001 zu erleichtern. Zudem fungiert das Team als Innovationshub: Es evaluiert neue SAP BTP-Services wie SAP Datasphere oder SAP Build Apps in Proof-of-Concept-Projekten und entscheidet, ob diese in den Unternehmensstandard aufgenommen werden.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung der Cloud Development Teams. Durch vorkonfigurierte Entwicklungsumgebungen, Schulungen zu Best Practices und Troubleshooting-Hilfe reduziert das Platform Engineering Team deren Arbeitslast. Beispielsweise stellt es Templates für CI/CD-Pipelines bereit, um Deployment-Fehler zu minimieren, oder bietet Workshops zur effizienten Nutzung von SAP Analytics Cloud an.

Cloud Development Team

Die Cloud Development Teams tragen die volle Verantwortung für den Lebenszyklus ihrer Anwendungen – von der ersten Codezeile bis zum Betrieb in der Produktion. Im Gegensatz zu traditionellen IT-Strukturen, in denen Entwicklung und Betrieb oft getrennt sind, folgen diese Teams dem DevOps-Prinzip. Das bedeutet: Sie entwickeln nicht nur Apps, Integrationen oder KI-Modelle, sondern überwachen auch deren Performance, führen Updates durch und reagieren auf Störungen („You build it – you run it“).

Ein typisches Beispiel ist die Entwicklung einer mobilen Frontend-Anwendung mit SAPUI5. Das Team muss nicht nur die Funktionalität sicherstellen, sondern auch regelmäßig prüfen, ob verwendete UI-Komponenten mit der neuesten SAPUI5-Version kompatibel sind. Diese kontinuierliche Wartung ist entscheidend, um langfristig Supportfähigkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Zudem setzen die Teams Sicherheitsvorgaben um, etwa durch die Verschlüsselung sensibler Daten in SAP HANA Cloud oder die Implementierung rollenbasierter Zugriffe.

Um effizient zu arbeiten, nutzen Cloud Development Teams Tools wie die SAP Integration Suite für API-Management oder SAP Build für Low-Code-Entwicklung. Dabei profitieren sie von vordefinierten CI/CD-Pipelines, die das Platform Engineering Team bereitstellt, um repetitive Tasks zu automatisieren. Es ist ratsam, dass sie einen agilen Entwicklungsansatz mit kurzen Release-Zyklen verfolgen, um schnell auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können.

Zusammenarbeit der Teams

Die erfolgreiche Governance der SAP BTP hängt von der reibungslosen Zusammenarbeit beider Teams ab. Das Platform Engineering Team setzt den Rahmen, während die Cloud Development Teams innerhalb dieses Rahmens agil arbeiten.

Ein Beispiel aus der Praxis: Bei der Entwicklung einer Integration zwischen SAP S/4HANA und einem externen CRM-System über die SAP Integration Suite definiert das Platform Engineering Team zunächst Sicherheitsstandards für APIs und legt Budgetgrenzen fest. Das Cloud Development Team nutzt diese Vorgaben, um die Integration umzusetzen, und meldet gleichzeitig Bedarf für zusätzliche Ressourcen oder spezielle Berechtigungen. Regelmäßige Abstimmungsmeetings helfen, solche Anforderungen schnell zu klären.

Im Falle eines Sicherheitsvorfalls, etwa einer entdeckten Schwachstelle in einer Cloud-Anwendung, ergreift das Cloud Development Team sofortige Maßnahmen zur Behebung, während das Platform Engineering Team den Vorfall dokumentiert und die Zugriffskontrollen überprüft. Diese Arbeitsteilung stellt sicher, dass Probleme schnell gelöst werden, ohne dass die Governance-Strukturen umgangen werden.

Konkrete Aufgabenverteilung

Für eine klare Aufgabenverteilung sollte jede Ebene der SAP BTP-Hierarchie einem verantwortlichen Team zugeordnet werden. Das kann zum Beispiel wie folgt definiert sein:

  • Der Global Account sollte in der Verantwortung des Platform Engineering Teams bzw. CoE liegen, da dieser die höchste Ebene der Organisation repräsentiert und die Grundlage für alle darunter liegenden Strukturen bildet. Die Global Accounts sind region- und laufzeitunabhängig und werden für die Verwaltung von Subaccounts, Mitgliedern, Berechtigungen und Kontingenten genutzt.
  • Verzeichnisse (Directories) können von dedizierten Kontobesitzern verwaltet werden, die vom Platform Engineering Team geschult wurden. Die Verzeichnisse dienen dazu, Subaccounts nach technischen oder geschäftlichen Aspekten zu gruppieren und erleichtern die Verwaltung. Sie ermöglichen auch die gemeinsame Analyse und den Betrieb einer Gruppe von Subaccounts.
  • Subaccounts können ebenfalls von dedizierten Kontobesitzern verwaltet werden. Subaccounts werden für die Entwicklung und den Einsatz von Anwendungen genutzt und laufen in einer spezifischen Region, in der sich die Anwendungen, Daten und Services befinden.
  • Die Spaces bzw. Namespaces, die für die Strukturierung innerhalb eines Subaccounts zuständig sind, können von den jeweiligen Entwicklungseinheiten verwaltet werden. Die Spaces sind spezifisch für Cloud Foundry und die Namespaces für Kyma.
SAP BTP Struktur
SAP BTP Struktur

Best Practices für eine effektive Governance

Um das Zusammenspiel der Teams zu optimieren, haben sich mehrere Best Practices bewährt:

  1. Gemeinsame Tools für Transparenz: Nutzen Sie SAP Cloud ALM, um den Lebenszyklus von Anwendungen zentral zu dokumentieren, und das SAP BTP Cockpit, um Kosten und Performance in Echtzeit zu überwachen. Diese Tools schaffen eine gemeinsame Wissensbasis und reduzieren Abstimmungsaufwände.
  2. Agile Kommunikationsformate: Führen Sie regelmäßige „Governance-Sprints“ durch, in denen das Platform Engineering Team neue Richtlinien vorstellt und Feedback der Entwicklungsteams einholt. Solche Formate fördern Akzeptanz und vermeiden Überraschungen.
  3. Sandbox-Umgebungen für Innovationen: Ermöglichen Sie Experimente in isolierten Umgebungen wie der SAP BTP-Free Tier. Entwickler können hier neue Technologien testen, ohne Compliance-Richtlinien zu gefährden.
  4. Kontinuierliche Weiterbildung: Das Platform Engineering Team sollte regelmäßige Schulungen anbieten – etwa zur Nutzung von SAP Build Apps oder zu Security-Best Practices. Dies stärkt die Expertise der Entwicklungsteams und entlastet langfristig das CoE.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Auch in gut strukturierten Teams können Herausforderungen auftreten:

  • Überlastung des Platform Engineering Teams: Wenn zu viele Anfragen der Entwicklungsteams anfallen, helfen Automatisierungslösungen. Beispielsweise lassen sich Routineaufgaben wie die Anlage von Subaccounts mithilfe von Terraform-Skripten automatisieren.
  • Wissenslücken bei neuen Technologien: Hier können „Enabling Teams“ innerhalb des CoE gezielt Unterstützung bieten. Diese Spezialisten begleiten Entwicklungsteams bei der Einführung komplexer Services wie SAP AI Core.
  • Konflikte zwischen Schnelligkeit und Compliance: Klare Freigabeprozesse für Sandbox-Umgebungen schaffen Raum für Experimente, während Produktionssysteme strikten Regeln unterliegen.

Fazit: Governance als Erfolgsfaktor für die SAP BTP

Die Aufteilung in Cloud Development Teams und Platform Engineering Team schafft eine Governance-Struktur, die sowohl Agilität als auch Stabilität fördert. Während die Entwicklungsteams Innovationskraft beweisen, stellt das CoE sicher, dass Sicherheit, Kosten und Compliance nicht vernachlässigt werden.

Der Schlüssel liegt in einer Kultur der Zusammenarbeit: Durch transparente Kommunikation, gemeinsame Tools und kontinuierliches Lernen können Unternehmen die SAP BTP als strategisches Asset nutzen – effizient, skalierbar und zukunftssicher. Letztlich ist eine gut durchdachte Governance kein Hindernis, sondern ein Enabler für digitale Transformation.

Stellen Sie Ihr Unternehmen in den Vordergrund

Dieses Modell lässt sich natürlich an individuelle Unternehmensgrößen und -anforderungen anpassen. Größere Organisationen können das CoE um spezialisierte Enabling Teams erweitern, während Startups zunächst mit hybriden Rollen arbeiten können. Selbstverständlich stehen wir Ihnen auch jederzeit gerne persönlich zur Verfügung und unterstützen Sie bei der Umsetzung einer effektiven BTP Governance.

Nützliche weiterführende Informationen aus dem Bereich SAP finden Sie in unserem Blog und im Bereich Fachwissen auf unserer Webseite.

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Maximilian Hartig

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