Wie kann die IT als Treiber von Nachhaltigkeitsinitiativen agieren, obwohl sie selbst einen großen Beitrag zum Problem verantwortet? Die Welt reitet auf ein ökonomisches Dilemma zu. Unsere digitale Welt wächst in einem unermesslichen Tempo. Elektronische Geräte werden produziert, wie nie zuvor. Rechenzentren werden an zentralen Standorten errichtet und beziehen eine extreme Menge an Energie und Wasser. Der Bedarf an Ressourcen unserer digitalen Welt ist unaufhaltsam. Bereits jetzt ist die IT für rund 4% der globalen Emissionen verantwortlich – Tendenz stark steigend. Zwischen 2025 und 2030 sollen es schon 8% werden, wie TheShiftProject 2019 prognostiziert hat. Was kann man dagegen tun? Wie können wir die IT umweltbewusster nutzen?
Um das Problem besser zu verstehen, benötigt es ein grundlegendes Verständnis – Was ist Sustainable IT? Die nachhaltige Nutzung von IT wird grundsätzlich in drei Bereiche unterteilt. „Nachhaltig in der IT“, „nachhaltig durch die IT“ und „IT für die Gesellschaft“. Unternehmen können sich demnach auf unterschiedliche Aspekte fokussieren, um einen nachhaltigen Impact in oder durch ihre IT zu erzielen. Bei der „Nachhaltigkeit in der IT“ fokussieren sich Organisationen auf ihren IT-Fußabdruck – also die Auswirkungen, welche durch die IT erzeugt werden. Im Bereich „Nachhaltig durch die IT“ konzentrieren sich Organisationen darauf, die IT und die digitalen Mittel zu nutzen, um in einem anderen Bereich nachhaltiger zu werden – vergleichbar mit dem Handabdruck. Im Bereich „IT für die Gesellschaft“ geht es darum, die sozialen Aspekte der digitalen Welt zu betrachten und zu erforschen, wie die IT einen größeren Mehrwert für die Gesellschaft erzielen kann.
Wie kann die IT demnach Treiber für Nachhaltigkeitsinitiativen sein? Betrachten wir uns da im Detail.
Das Problem verstehen
Sustainable IT erfordert ein hohes Verständnis für unterschiedliche Themen. Die Komplexität ist dadurch sehr hoch, da Unternehmen viele Aspekte betrachtet müssen und ein breites Wissen mitgebracht werden muss. Es ist schwierig, Probleme und Herausforderungen einseitig zu betrachten, da schnell wesentliche Folgen vernachlässigt werden könnten. Beispielsweise kann die Steigerung der Effizienz aufgrund von Optimierungsmaßnahmen dazu führen, dass die gesamtheitliche Nutzung eines Dienstes steigt und dadurch der Aspekt der Nachhaltigkeit verloren geht. Bei der nachhaltigen Nutzung der IT muss auch stets das praktische Verhältnis in den Vordergrund gestellt werden. Zum Beispiel sind die Auswirkungen einer Organisation relativ klein, wenn der ressourcenbedarf einer Applikation optimiert wird, welche von nur 5% des Unternehmens verwendet wird. Hingegen ist der praktische Nutzen größer, wenn ungenutzte Anwendungen oder Plattformen dekommissioniert werden, die aus unerklärlichen Gründen noch im Betrieb sind. Dies spart oftmals Kosten, beispielsweise durch Lizenzen.
Die IT als Ursache
Wie eingangs erklärt, ist die digitale Welt und die IT auch ein Teil der Ursache dieses globalen Problems der Klimaerwärmung. Damit die IT hierfür einen positiven Impact haben kann, muss sie sich des Problems überhaupt bewusst sein. Um als Treiber von Nachhaltigkeitsinitiativen agieren zu können, muss eine IT-Organisation auch im eigenen Haus aufräumen. Dabei sind die nachfolgenden Abschnitte zu beachten.
Das Bewusstsein und Verständnis schaffen
Nachhaltigkeit und IT – beides Themen, die die Leute im gleichen Atemzug sehr wenig hören. Die allgemeine Aufmerksamkeit der IT liegt eher auf trendigeren Themen wie künstliche Intelligenz, Cybersecurity, Big Data oder Cloud. Die Nachhaltigkeit ist, obwohl des großen Problems, kaum auf einer Agenda einer IT-Organisation zu finden. Aus diesem Grund ist der erste Schritt zur nachhaltigeren IT-Organisation, einmal das Bewusstsein und das Verständnis zu schaffen. Die IT-Mitarbeitenden müssen verstehen, was die Auswirkungen ihrer täglichen Arbeit auf die Umwelt sind und wie sie dies beeinflussen können. Dadurch können Organisationen auch Untersützter:innen im Unternehmen identifizieren, welche sich verstärkt mit dem Thema der nachhaltigen IT auseinandersetzen und beim Umsetzen von Maßnahmen mithelfen möchten.
Daten, Daten, Daten
Die IT hat den Vorteil, dass sie relativ nah an den Quellsystemen von Informationen und Daten sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, bereits zu Beginn eine solide Datengrundlage aufzubauen. Mit dieser Grundlage können Nachhaltigkeitsmaßnahmen gemessen und dadurch auch begründet werden. Die Herausforderung liegt für IT-Organisationen vor allem darin, korrekte und zuverlässige Daten zu erhalten. Besonders im Bereich der Nachhaltigkeit ist dies wichtig, da angenäherte Werte oder Schätzungen schnell ein falsches Bild generieren können. Doch die Sammlung dieser Daten ist oftmals gar nicht so einfach, da für genaue Werte sämtliche Mitspieler der Liefer- und Wertschöpfungskette Informationen bereitstellen müssen. Wichtig ist hierbei, sich zumindest initial eine Grundlage aus Daten zu schaffen, welche die Vergleichbarkeit von Maßnahmen ermöglicht. Im laufenden Prozess verbessert sich die Datenqualität und Teams können für zukünftige Iterationen auf einer neuen und besseren Datenbasis aufbauen.
Transparenz erzeugen
In Bezug auf die Nachhaltigkeit müssen Unternehmen und Organisationen Greenwashing reduzieren beziehungsweise verhindern. Dies gilt intern wie auch extern. IT-Organisationen haben hier die Möglichkeit, Vorreiter zu sein. Mit transparenten Nachhaltigkeitsberichten ihres Fußabdruckes sowie ihres Handabdruckes kann die IT einen positiven Einfluss auf das Gesamtunternehmen haben. Dies bietet Unternehmen zudem viele Vorteile rund um die externe Betrachtung und Beurteilung. Dadurch, dass sämtliche Unternehmen für die Nachhaltigkeitsberichte abhängig von den Daten und Informationen ihrer Partner, Lieferanten oder Kunden sind, können vor allem IT-Unternehmen hier einen klaren Marktvorteil erzielen. Die Transparenz ermöglicht auch, dass die Organisation weitere Unterstützer innerhalb und außerhalb eines Unternehmens findet. Dadurch entsteht ein größeres Momentum und das Thema wird fester Bestandteil einer IT-Organisation und eines Unternehmens.
Pragmatische Lösungen suchen
Oftmals sind keine Elefantenschritte nötig, um wirkungsvolle Erfolge zu erzielen. Genauso ist es bei der Nutzung der IT auf eine umwelt- und verantwortungsbewusste Weise. Mittels kleinen Schritten können Unternehmen ihre IT-Organisation zu einer nachhaltigen IT transformieren. Das fängt dabei an, dass man IT-Geräte beispielsweise länger nutzt und nur neue Geräte beschafft, wenn dies auch wirklich erforderlich ist. Oder dass man ungenutzte Services und Dienste deaktiviert oder entfernt. Aufgrund des breiten Feldes einer IT-Organisation gibt es in der Praxis sehr viele Möglichkeiten, nachhaltige Initiativen anzusetzen.
Wichtig ist jedoch, dass IT-Organisationen wissen, wo das Potenzial zur Verbesserung liegt. Dabei ist die vorher erwähnte Datengrundlage und das Verständnis wichtig. Sobald dieses Verständnis aufgebaut wurde, können in den unterschiedlichen Bereichen der IT entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden. Diese sind meistens auch sehr unternehmensspezifisch. Je nach Ausmaß macht es für einige Organisationen mehr Sinn, sich auf Maßnahmen rund um die Nachhaltigkeit ihrer Rechenzentren zu fokussieren. Andere Unternehmen stehen vielleicht vor einer großen Hardware-Beschaffung. In dem Fall macht es dort sind, die Nachhaltigkeitsaspekte in das Vorhaben einfließen zu lassen. Wichtig ist, dass man stets neue Anwendungsfälle identifiziert, bei denen sich der Aspekt der Nachhaltigkeit anwenden lässt und die auch über einen Skalierungseffekt die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsinitiativen verstärken.
Die IT als Treiber der Nachhaltigkeit
Obwohl die digitale Welt aufgrund ihrer erforderlichen Infrastruktur einen hohen Ressourcenbedarf hat und in Zukunft haben wird, kann die IT als Treiber für Nachhaltigkeitsinitiativen agieren. Sie bietet innovative Lösungen, die über traditionelle Praktiken hinausgehen, um ökologische, soziale und ökonomische Herausforderungen anzugehen. In vielen Bereichen und Branchen wie Transport, Industrie, Bau oder Nahrungsindustrie bilden digitale Technologien die Grundlage für die nachhaltige Transformation eines Sektors. Beispielsweise ermöglicht die IT die Entwicklung intelligenter Städte mit vernetzten Transportsystemen, die Staus und Emissionen minimieren. Sie spielt eine Schlüsselrolle in der Kreislaufwirtschaft, indem sie Plattformen für das Teilen und Wiederverwenden von Produkten bietet und so die Abfallproduktion verringert. IT-gestützte Fernarbeit reduziert nicht nur den Bedarf an Büroraum, sondern auch den Energieverbrauch und die Emissionen durch Pendlerverkehr. IT-Systeme optimieren Transportrouten von Schiffen oder LKWs und reduzieren dadurch Leerläufe oder unnötige Umwege, welche den Emissionsausstoß verringern.
Auf der anderen Seite kann die IT als Vorreiter bei der Reduktion ihres eigenen Fußabdruckes agieren. Mit dem Zugang zu den digitalen Technologien befindet sich die IT stets am Rad der Zeit und kann dadurch ihre Infrastruktur und ihre Systeme effizienter und effektiver betreiben und dadurch den Fußabdruck optimieren. Andere Branchen könnten von diesen Praktiken profitieren, womit sich die IT zum Vorbild weiterentwickeln würde. Mit dem ressourceneffizienten Bau und Betrieb von Rechenzentren, der Optimierung von Anwendungen, Systemen und Plattformen oder der Reduktion des Gerätekonsums aufgrund von verbesserten Hardware Lebenszyklen zum Beispiel hat die IT ein großes Potenzial, ihren Impact auf die Umwelt zu verbessern.
In Summe ist die IT nicht nur ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung, sondern auch ein Katalysator für den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft. Sie vereinfacht das Umsetzen grüner Vorhaben, fördert das Bewusstsein für nachhaltige Praktiken und treibt die Entwicklung von Technologien voran, die den Erhalt unseres Planeten unterstützen.
Bei Fragen oder Anregungen zum Thema Sustainable IT, Green IT oder Digital Sustainability stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.