Ein IT-Regelwerk, das nicht gelebt wird, bringt genauso wenig wie ein ungenutzter Brandschutzplan – es schafft nur trügerische Sicherheit. In vielen Organisationen ist genau das der Status quo: Policies und Richtlinien sind vorhanden, doch weder kontrolliert noch mit konkretem Risikomanagement verknüpft. Die Folge ist eine Governance, die formal gut aussieht, operativ aber kaum greift. Entscheidend ist daher nicht nur, ob Sie IT-Governance betreiben, sondern wie reif Ihre Governance-Strukturen tatsächlich sind.

Erster IT-Governance Reifegrad: Regelwerk ohne Kontrollen
Am Anfang steht oft ein gut gemeintes Regelwerk – ein Set von Richtlinien zu Sicherheit, Ausgaben oder Systemverfügbarkeit, das meist irgendwo in einem SharePoint schlummert. Die Umsetzung dieser Regeln wird aber nicht kontrolliert, Abweichungen bleiben unentdeckt. Es fehlen institutionalisierte Kontrollen ebenso wie ein strukturiertes Risikomanagement. In der Praxis bedeutet das: geringe Aufwände, aber eine hohe Anfälligkeit für Blindflüge. Risiken werden zu spät erkannt, Compliance-Verstöße erst durch externe Prüfungen aufgedeckt. Dieser Zustand mag in kleinen IT-Umgebungen kurzfristig funktionieren, wird aber in regulierten Branchen schnell zum Problem.
Zweiter IT-Governance Reifegrad: Ein Regelkreis vorhanden
Ein klarer Schritt nach vorn ist erreicht, wenn erste IT-Governance Kontrollen eingeführt werden. Ob es sich dabei um automatisierte Systemprüfungen, manuelle Freigaben oder regelmäßige Audits handelt: Die Überwachung wird effektiver. Eskalationspfade sind definiert, Probleme finden ihren Weg nach oben. Doch der Blick bleibt einseitig. Denn solange Performance-Management und Risikomanagement noch nicht eingebunden sind, bleibt die Steuerung reaktiv. Viele mittelgroße Organisationen oder Unternehmensbereiche befinden sich in diesem Reifegrad – gut strukturiert, aber ohne vollständige Transparenz darüber, warum gewisse IT-Ziele nicht erreicht werden oder wo Risiken entstehen.
Dritter IT-Governance Reifegrad: Beide Regelkreise vorhanden
Die höchste Reifestufe ist erreicht, wenn IT-Governance ganzheitlich greift. Hier greifen Kontrollen, Risikomanagement und Performance-Management nahtlos ineinander. Die Organisation überwacht nicht nur, ob etwas funktioniert, sondern auch, wie gut – und welche Risiken damit verbunden sind. Abweichungen werden nicht nur festgestellt, sondern analysiert und strategisch adressiert. Das ermöglicht proaktive Steuerung, fundierte Entscheidungen und transparente Kommunikation bis zur IT-Leitung. Natürlich erfordert dieser Reifegrad mehr Ressourcen und ein klares organisatorisches Commitment. Doch Unternehmen, die diese Stufe erreicht haben – häufig im Finanz- oder Pharmasektor – profitieren von stabiler Compliance, robuster Sicherheit und messbarer IT-Wertschöpfung.
So what? – Die nächsten Schritte für Ihr IT-Management
Egal, wo Ihre IT-Organisation heute steht: Der nächste Reifegrad ist erreichbar. Entscheidend ist, den eigenen Status ehrlich zu bewerten und strukturiert weiterzuentwickeln – nicht durch Aktionismus, sondern durch gezielte Maßnahmen.
4 Fragen zur Standortbestimmung
- Gibt es verbindliche Regelwerke und werden diese tatsächlich kontrolliert?
- Wie systematisch gehen Sie mit IT-Risiken um?
- Erfassen und analysieren Sie regelmäßig die IT-Performance?
- Nutzen Sie anerkannte Standards (z.B. COBIT), um Ihre IT-Governance weiterzuentwickeln?
IT-Governance ist kein Projekt, das man einmal abschließt – sie ist ein Reifeprozess, der mit der Organisation wächst. Wer diesen Weg konsequent geht, schafft nicht nur Sicherheit und Ordnung, sondern positioniert die IT als strategischen Partner im Unternehmen.