Warum ist der digitale Reifegrad im Krankenhaus wichtig?
Die digitale Reifegradmessung im Krankenhaus ist heute entscheidend für eine erfolgreiche Digitalisierung. Die Digitalisierung ist für Krankenhäuser heute nicht mehr optional, sondern essenziell. Sie verbessert nicht nur die Patientenversorgung, sondern erhöht auch die Effizienz und Sicherheit von klinischen Prozessen. Doch wie lässt sich der Fortschritt der Digitalisierung in einem Krankenhaus zuverlässig messen? Genau hier kommen EMRAM (Electronic Medical Record Adoption Model) und der DigitalRadar ins Spiel. Beide Instrumente helfen dabei, den digitalen Reifegrad eines Krankenhauses zu bestimmen und konkrete Schritte für die digitale Transformation abzuleiten.
Wie kann EMRAM für die digitale Reifegradmessung genutzt werden?
EMRAM wurde von der HIMSS (Healthcare Information and Management Systems Society) zur digitalen Reifegradmessung im Krankenhaus entwickelt und ist ein international anerkanntes Modell. Die Skala reicht von Stufe 0 (keine Digitalisierung) bis Stufe 7 (vollständig digitales Krankenhaus). Jedes Level beschreibt spezifische Kriterien, die ein Krankenhaus erfüllen muss:
Die 8 EMRAM-Stufen
- Stufe 0 – Keine Digitalisierung: Alle Aufzeichnungen sind papierbasiert, und digitale Systeme werden nicht verwendet.
- Stufe 1 – Digitale Laborsysteme (LIS): Einführungen von Laborsystemen zur Verwaltung von Laborergebnissen und Radiologie-Informationssystemen (RIS) für Bildverarbeitungsprozesse.
- Stufe 2 – Elektronische Patientenakten (ePA) – Teilweise Implementierung: Klinische Daten wie Laborberichte oder Bilddaten werden digital gespeichert, aber es gibt noch keine vollständige Integration der verschiedenen Systeme.
- Stufe 3 – Elektronische Patientenakten (ePA) – Einführung: Eine elektronische Patientenakte (ePA) ist eingeführt, klinische Dokumentationen werden teilweise digital erfasst. Pflegedokumentation und Medikationsprozesse können ebenfalls digital unterstützt sein, aber die Integration der Systeme ist noch unvollständig.
- Stufe 4 – Computerisierte Verordnungseinträge (CPOE): Einführung eines computergestützten Systems für ärztliche Verordnungen (CPOE) sowie erste Formen klinischer Entscheidungsunterstützung (CDS) zur Vermeidung von Medikationsfehlern.
- Stufe 5 – Fortgeschrittene elektronische Medikamentenverwaltung: Implementierung einer vollständigen elektronischen Medikationsverwaltung, einschließlich Barcode-Scanning zur Identifikation von Patienten und Medikamenten, um Fehler zu minimieren.
- Stufe 6 – Klinische Entscheidungsunterstützungssysteme (CDSS): Klinische Entscheidungsunterstützungssysteme sind in den Arbeitsablauf integriert und bieten personalisierte Empfehlungen, um Diagnosen und Therapien zu optimieren. Höheres Niveau an Datensicherheit und Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen.
- Stufe 7 – Vollständig digitales Krankenhaus: Alle Prozesse sind digitalisiert und integriert. Es besteht eine umfassende Interoperabilität zwischen Systemen, digitale Dokumentation in Echtzeit, verbesserte Datensicherheit, und klinische Prozesse sind optimiert. Das Krankenhaus nutzt fortschrittliche Analysen und KI-gestützte Lösungen zur kontinuierlichen Verbesserung der Patientenversorgung und Effizienz.
Der Weg zur EMRAM-Stufe 7 ist ein kontinuierlicher Prozess. Krankenhäuser können durch schrittweise Implementierung digitaler Systeme ihre Effizienz und Patientenversorgung verbessern. Die digitale Reifegradmessung mit EMRAM hilft dabei, gezielte Maßnahmen zur Digitalisierung zu planen und umzusetzen. Ein hoher EMRAM-Level ist ein Qualitätsmerkmal und kann im Wettbewerb mit anderen Einrichtungen als Vorteil genutzt werden. Außerdem dient EMRAM als Roadmap, um Digitalisierungsschritte strukturiert zu planen und umzusetzen.
Was ist der DigitalRadar?
Der DigitalRadar wurde im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) ins Leben gerufen. Ziel war es, ein Modell zu digitalen Reifegradmessung im Krankenhaus zu erarbeiten und damit Förderungen für Digitalisierungsprojekte gezielt zu vergeben. Die Ergebnisse des DigitalRadars bieten eine umfassende Bestandsaufnahme und zeigen, wo Krankenhäuser im Vergleich zu internationalen Standards stehen.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem DigitalRadar
- Digitalisierungslücken: Viele Krankenhäuser in Deutschland liegen bei der Digitalisierung noch zurück. Der Großteil erreicht EMRAM-Stufe 2 oder 3, während nur wenige Häuser höhere Stufen erzielen.
- Technische Infrastruktur: Ein zentraler Schwachpunkt ist die fehlende Interoperabilität zwischen Systemen, was den reibungslosen Datenaustausch behindert.
- Prozessoptimierung: Klinische und administrative Prozesse sind häufig nicht vollständig digitalisiert, was zu Ineffizienzen führt.
Was Krankenhäuser von EMRAM und dem DigitalRadar lernen können
- Strategische Planung der Digitalisierung: Sowohl EMRAM als auch der DigitalRadar helfen dabei, Stärken und Schwächen in der digitalen Infrastruktur zu identifizieren. Krankenhäuser können gezielte Digitalisierungsmaßnahmen ableiten, z.B. die Einführung einer durchgängigen elektronischen Patientenakte oder eines Medikationsmanagementsystems.
- Verbesserung der Interoperabilität: Um eine höhere EMRAM-Stufe zu erreichen, müssen Krankenhäuser ihre IT-Systeme besser vernetzen. Interoperabilitätsplattformen helfen dabei, Datensilos abzubauen und einen reibungslosen Datenaustausch zu gewährleisten.
- Fördermittel gezielt einsetzen: Dank des KHZG stehen Fördermittel zur Verfügung, um Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Eine Analyse des digitalen Reifegrads zeigt, in welchen Bereichen Investitionen besonders dringend sind.
- Patientensicherheit und Versorgungsqualität steigern: Höhere EMRAM-Stufen sind direkt mit einer besseren Patientensicherheit und Versorgungsqualität verbunden. Beispielsweise reduziert die Einführung von klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen Fehler bei Diagnosen und Therapien.
- Schulung des Personals: Technologie allein reicht nicht aus – das medizinische und administrative Personal muss in der Nutzung neuer Systeme geschult werden. Dies fördert die Akzeptanz und sorgt für eine erfolgreiche Umsetzung der Digitalisierungsstrategie.
Fazit: Der Weg zum digitalen Krankenhaus
EMRAM und der DigitalRadar sind wertvolle Werkzeuge, um den digitalen Reifegrad von Krankenhäusern zu messen und gezielt zu verbessern. Durch strategische Planung, Investitionen in Interoperabilität und die konsequente Schulung des Personals können Krankenhäuser ihre digitale Transformation erfolgreich vorantreiben. Ein hoher Digitalisierungsgrad sorgt für mehr Effizienz, höhere Patientensicherheit und eine bessere Versorgungsqualität.
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