Die Rolle des Chief Sustainability Officers in der IT Governance

Klimakrise, regulatorischer Druck trotz CSRD-Omnibus, immer neue Stakeholder-Erwartungen – Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein strategischer Imperativ. Viele Unternehmen reagieren darauf, indem sie Chief Sustainability Officers (CSOs) berufen. Doch was bedeutet das für die Unternehmens-IT? Und wie verändern sich dadurch Governance-Strukturen, Rollenbilder und Strategien?

Der CSO – von der Kommunikationsrolle zur strategischen Instanz

Während der CSO vor einigen Jahren noch vor allem für CSR-Berichte oder Nachhaltigkeitskommunikation verantwortlich war, verändert sich das Rollenbild heute grundlegend. Der CSO ist zunehmend Sparringspartner der Geschäftsführung, Treiber von Transformationsprojekten und Wächter über ESG-Ziele. Damit hat er direkte Auswirkung auf nahezu alle Unternehmensbereiche, insbesondere auf die IT.

Die Integration von Nachhaltigkeit in die IT-Governance gewinnt dabei rasant an Bedeutung. CSOs und CIOs (Chief Information Officer) spielen eine zentrale Rolle. Ihre Zusammenarbeit ist entscheidend, um ökologische Ziele mit technologischen Innovationen zu verbinden. Genau diese Partnerschaft ist ausschlaggebend für den Erfolg von ESG-Initiativen im Unternehmen.

Studien bestätigen, dass zu den Erfolgsfaktoren für nachhaltige IT unter anderem ein starkes Engagement der Geschäftsleitung, definierte Rollenverantwortung, messbare KPIs und eine transparente Kommunikation zählen.[1]

Nachhaltigkeit als Thema der IT

Die IT ist nicht nur Enabler der Digitalisierung, sondern auch selbst eine Quelle signifikanter Umweltauswirkungen:

  • Rechenzentren und Endgeräte verursachen große Mengen an CO₂ durch Herstellung und Betrieb.
  • Softwareentwicklung und Datenhaltung beeinflussen den Energieverbrauch und damit die Emissionen.
  • IT-Beschaffung hat ökologische und soziale Auswirkungen entlang der gesamten Lieferkette.

Damit wird die IT vom „stillen Dienstleister“ zur aktiven Gestalterin der Nachhaltigkeitsstrategie in Unternehmen. Dafür braucht es klare Governance-Strukturen, die die IT in diesen Wandel einbinden.

CIOs übernehmen in dem Zusammenhang zunehmend die Rolle als „Katalysator für nachhaltige Innovation“. Sie sind nicht nur für die Infrastruktur zuständig, sondern auch für die Bewertung, welche Technologien unter ESG-Gesichtspunkten sinnvoll sind. Angefangen bei der grünen Cloud bis hin zu energieeffizienter Software.

Der Schulterschluss von CSO und CIO/CTO

Um Nachhaltigkeit wirksam in der IT zu verankern, braucht es eine enge, strategisch abgestimmte Zusammenarbeit zwischen CSO und CIO/CTO. Einige zentrale Fragen, die beide daher gemeinsam adressieren sollten:

  • Welche Nachhaltigkeitsziele betreffen direkt die IT?
    Dazu zählen z. B. CO₂-Neutralität des IT-Betriebs, ökofaire Hardwarebeschaffung oder Green Software Development.
  • Wie wird Nachhaltigkeit in IT-Governance-Strukturen integriert?
    Das gelingt u. A. durch Nachhaltigkeits-KPIs in IT-Strategien, verbindliche Richtlinien und nachhaltige Architekturprinzipien.
  • Wer ist wofür verantwortlich und wie werden Zielkonflikte moderiert?
    Das betrifft mitunter Spannungen zwischen Performance, Sicherheit und Energieeffizienz, wobei insbesondere Effizienzsteigerungen, Kosteneinsparungen und Nachhaltigkeitsinitiativen oft die gleichen Absichten verfolgen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in einer klaren Rollenverteilung, einem strukturierten Dialog und einem gemeinsamen Verständnis von ESG-Daten. CSOs brauchen die Unterstützung von CIOs, um relevante Informationen systematisch zu erfassen, zu analysieren und in die Berichterstattung zu überführen.

Einen möglichen Ansatz stellt die Etablierung eines Sustainable IT Boards dar, das CSO, CIO, CTO, CDO und relevante Fachbereiche regelmäßig zusammenbringt. Dieses agiert analog zum klassischen Architekturboard, fokussiert jedoch besonders die ESG-Aspekte.

Tabelle Rolle des Chief Sustainability Officers in der IT Governance

Aus der Praxis: Green IT bei der Deutschen Telekom / T-Systems

Ein Unternehmen, das Nachhaltigkeit in der IT strategisch und messbar umsetzt, ist die Deutsche Telekom / T-Systems:

  • Zielsetzung: Die Telekom hat sich zum Ziel gesetzt, ihre eigene Geschäftstätigkeit bis 2025 klimaneutral zu gestalten. Der IT-Dienstleister T-Systems arbeitet vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen.
  • Rechenzentren: Durch den Einsatz von effizienter Kühltechnik, Virtualisierung und automatisierter Auslastungssteuerung konnten T-Systems-Rechenzentren ihre Energieeffizienz deutlich steigern. Der PUE-Wert liegt teilweise unter 1,4.
  • Green Software: Über die „Green Magenta“ Initiative wird softwareseitig gezielt an Energieeffizienz gearbeitet.
  • Zusammenarbeit: Nachhaltigkeitsinitiativen in der IT werden konzernübergreifend mit einem klar definierten Zusammenspiel zwischen CSO, CIO und Fachverantwortlichen für IT-Betrieb, Infrastruktur und Beschaffung koordiniert.

Diese Maßnahmen sind Teil einer konzernweiten Governance, in der Nachhaltigkeit in alle relevanten Steuerungsstrukturen von der Vorstandsebene bis zur Projektplanung eingebettet ist.

Fazit: Nachhaltige IT braucht klare Verantwortung und gelebte Zusammenarbeit

Die Berufung eines CSOs ist ein starkes Signal, aber erst im Schulterschluss mit der IT-Führung entfaltet sie ihre volle Wirkung. CIOs agieren zunehmend als Koordinatoren von ESG-Daten, um beispielsweise den CO₂-Fußabdruck der IT zu messen, zu managen und automatisiert in ESG-Berichte einzubinden. Diese neuen Anforderungen erfordern ein strategisches Zusammenspiel mit dem CSO, welches datengetrieben, zielgerichtet und technologiegestützt gestaltet werden muss. Für Unternehmen bedeutet das:

  • Governance-Strukturen müssen Nachhaltigkeit integrieren, nicht addieren.
  • Der CSO wird Mitgestalter, nicht nur Berichterstatter.
  • CIOs/CTOs müssen Nachhaltigkeit als Teil ihrer strategischen Verantwortung verstehen.

Für eine erfolgreiche Umsetzung nachhaltiger IT sind darüber hinaus weitere Faktoren entscheidend, wie die Unterstützung des Top-Managements. Ohne den Rückhalt der Geschäftsführung bleibt Green IT oft ein isoliertes Einzelthema. Außerdem sind klare Governance-Strukturen mit definierten Rollen, Prozessen und Zielen die Grundlage jeder wirkungsvollen Umsetzung. Auch die Messbarkeit ist unverzichtbar: Ohne KPIs und Transparenz verkommt Nachhaltigkeit in der IT schnell zum reinen Marketing. Abschließend ist ein kultureller Wandel durch Bewusstseinsbildung, gezielte Schulungen und Freiräume für technologische Experimente notwendig.

Wer nachhaltige IT wirklich im Unternehmen umsetzen will, braucht daher neue Allianzen auf C-Level und den Mut, die bestehende Governance zu hinterfragen und neu zu denken.

Welche Werkzeuge ein erfolgreicher IT-Stratege beherrschen muss, erfahren Sie in unserem Beitrag Der Super-IT-Stratege: Held der Digitalen Transformation – Rewion IT-Beratung & Services

[1] Universität Koblenz, 4C GROUP AG: Nutzen und Erfolgsfaktoren von Sustainable IT

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Hannah Herbst

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