Teams nicht mehr in M365 Plänen

“Warum das alles, Microsoft?”

Bereits im November 2023 hat Microsoft Teams für Neukunden aus den Enterprise-Plänen verbannt.

Und doch sehe und höre ich ganz oft, dass diese doch nicht unerhebliche Änderung völlig an Lizenznehmern und Verantwortlichen vorbeigegangen ist. Die Gründe für diesen Schritt seitens Microsoft sind nachvollziehbar, die Preispolitik dagegen eher nicht. Aber was bedeutet diese Änderung nun für mich und mein Unternehmen?

  • Kann das ganze Unternehmen bald Teams nicht mehr nutzen?
  • Brauche ich nun gegebenenfalls tausende weitere Lizenzen?
  • Welche Mehrkosten kommen auf mich zu?
  • Wie kann ich die Lizenzen erwerben?
  • Was ist eigentlich der Zusatz EEA bei den neuen Teams-Lizenzen?
  • Und vor allem, warum macht Microsoft denn nun schon wieder so etwas?

All diese Fragen möchte ich in dem folgenden Blog klären, damit Sie mit ruhigem Gewissen schlafen können.

Der Vorwurf

Die Europäische Kommission

Aktuell bewegt sich sehr viel bei Microsoft, vor allem mit dem viel angepriesenen KI-Tool Copilot. Aber auch große Namensänderungen, wie die Umbenennung von Azure Active Directory zu EntraID (die Beitrags-Serie dazu unter: Azure AD wird Entra ID – Bin ich betroffen? Teil 1) sind keine kleinen Anpassungen seitens Microsoft. Und nun ist auch noch Microsoft Teams nicht mehr in M365 enthalten! „Warum das alles, Microsoft?“. Zumindest den Teil mit Teams möchte ich hier aufklären.

Diese Maßnahme ist tatsächlich kein eigenmotivierter Schritt Seitens Microsoft, wie man zunächst glauben mag. Nein, der Druck kommt tatsächlich von der Europäischen Kommission. Aus dem offiziellen Schriftstück zitiert:

 „… Commission opens investigation into possible anticompetitive practices by Microsoft regarding Teams

(Hier geht es zum PDF-Dokument der Europäischen Kommission)

Es findet also eine Untersuchung gegen Microsoft statt wegen möglicher unlauterer Wettbewerbs-Praktiken in Bezug auf Teams.

Aber was wird Microsoft konkret vorgeworfen, ohne jetzt mit Paragraphen-Reiterei zu langweilen?

Der Kontrahent

Die Europäische Kommission folgt damit einer Beschwerde, die 2020 Slack Technologies, Inc. gegen Microsoft eingereicht hat, mit dem Grund, dass Teams unerlaubterweise in Microsofts weit verbreiteten „productivity suites“ enthalten ist. Für Slack ein logischer und verständlicher Schritt, da ihr eigenes Produkt unter diesem Umstand leidet. Denn warum sollte ich Slack nutzen, wenn ich Teams in meinen bereits bestehendem Lizenzpaket kostenlos enthalten habe. Vor allem, da Slack in der Business+-Variante pro User pro Monat 11,75€ (Stand: 03.2024) kostet. Bei Unternehmen mit mehreren Tausend Usern, aber auch bei kleinen Unternehmen, sind das nicht unerhebliche Kosteneinsparungen, wenn man dann auf Teams anstelle von Slack setzt.

In der offiziellen Ankündigung der Europäischen Kommission treffen wir auch auf die Bezeichnung EEA, die ja jetzt auch bei den Teams-Lizenzen und M365-Plänen wiederzufinden ist. EEA steht für „European Economic Area“. Dem ein oder anderen wird dies mit Sicherheit etwas sagen, aber für den Großteil ist diese Abkürzung für den Europäischen Wirtschaftsraum nicht geläufig. Aber dazu später mehr.

Ob der Fall denn nun noch offen oder bereits abgeschlossen ist, da dies aus dem Fall-Register nicht offensichtlich hervorgeht, habe ich daraufhin die Europäische Kommission per Kontakt-Formular angeschrieben: Antwort leider ausstehend. Die Annahme, dass die Untersuchung noch fortdauert, ist allerdings nicht sonderlich abwegig.

Die Reaktion von Microsoft

Die Untersuchung wurde am 27.07.2023 eingeleitet und Microsoft reagierte bereits am 31. August mit einem Blog-Beitrag (Microsoft announces changes to Microsoft 365 and Office 365 to address European competition concerns – EU Policy Blog), in dem umfassende Änderungen am Teams-Lizenz-Modell für den Europäischen Wirtschaftsraum und die Schweiz angekündigt wurden. Nicht einmal etwas mehr als drei Monate nach der Untersuchungseinleitung war die Ankündigung auch schon Tatsache. Am Rande erwähnt, wie auch in dem besagten Blog-Beitrag, kündigte Microsoft zusätzlich an, dass die Web-Integration der Office-Anwendungen, wie sie in Teams bereits vorhanden ist, auch für Drittanbieter freigeschaltet wird.

Was die wirklichen Beweggründe von Microsoft sind, Teams nicht mehr in M365 enthalten sein zu lassen, ist erst einmal unbekannt. Ob es ein Eingeständnis ist, es eine Einigung im Hintergrund gab/geben wird oder ob es die reine Nächstenliebe seitens Microsoft gegenüber seinen Konkurrenten ist, wäre reine Spekulation.

Fest steht, dass seit dem 01. November 2023 Teams nicht mehr in den allseits bekannten Enterprise-Plänen von Microsoft enthalten ist. Stattdessen kann Teams jetzt separat dazugekauft werden, mit dem Zusatz EEA.

Was hat sich denn jetzt konkret geändert?

Konkret hat die Änderung zur Folge, dass in so gut wie allen Enterprise Lizenz-Plänen für die Schweiz und den Europäischen Wirtschaftsraum Teams komplett herausgestrichen wurde. Es besteht also gar nicht mehr die Möglichkeit, einen Plan auszuwählen, in dem Teams noch enthalten ist. Zumindest, wenn es um die M365 Plänen E3 und E5 und alle Office 365-Pläne E1, E3 und E5 geht. Denn wenn man einen Blick auf die M365 Business Basic, Standard und Premium sowie auf die Frontline-Pläne wirft, wird man schnell feststellen, dass, wie von Microsoft angekündigt, dort die Original-Pläne mit Teams und die EEA-Pläne ohne Teams koexistieren. Die Frage ist, wie lange.

Wichtig sei auch zu erwähnen, dass keine Änderungen an den bestehenden Lizenzmodellen für normale Verbraucher und für die Education-Pläne vorgenommen wird.

Teams ist also nun separat mit der Bezeichnung Microsoft Teams EEA erhältlich und kostet für alle Kunden, die Microsoft 365 oder Office 365 im Einsatz haben, 5€ pro Monat, pro User.

Pricing von Teams nicht mehr in M365 Plänen enthalten

Und Microsoft kommt seinen Kunden sogar entgegen. Die Pläne, in denen Teams nun nicht mehr enthalten ist, werden günstiger. Sie werden nicht 5€ günstiger, sondern ganze 2€ günstiger!

Plus die nun separaten Teams Lizenzen, kostet eine M365 E3 nun nicht mehr 37,70€ inklusive Teams, sondern 40,70€ inklusive Teams. So kann man aus einer Not eine Tugend machen.

Betrifft mich das alles denn überhaupt?

Jein, wäre hier wohl die richtige Antwort, denn Microsoft hat bereits im Blog angekündigt, dass für bestehende Kunden-Abonnements keinerlei Anpassungen vorgenommen werden und weiterhin die zuvor gekauften Pläne erweitert, verringert und verlängert werden können. Es wird aber bereits die Möglichkeit geboten, auch für bestehende Abonnements auf die neuen Suiten ohne Teams zu wechseln. Dies würde allerdings nur für diejenigen Sinn machen, die Teams nicht mehr in M365 Plänen haben wollen und so einiges an Geld sparen könnten.

Anders sieht es dabei aus, wenn ich meine Lizenzen nun upgraden möchte oder neu zu M365 dazustoße. Haben ich bisher eine Business Premium Lizenz genutzt, komme aber bald auf die über 300 Seats, so werde ich wohl oder übel die Microsoft 365 E3 kaufen müssen auf Basis des neuen Lizenzmodells. Auch gänzlich Neue Kunden haben nicht mehr die Wahl, sondern stehen bereits vor vollendeten Tatsachen.

Ob Microsoft sein Versprechen halten wird und die Anpassung für Bestands-Abonnements ausgesetzt bleibt, bleibt abzuwarten. Nicht nur aufgrund des finanziellen Aspekts, sondern auch weil das Ergebnis der Untersuchung von der Europäischen Kommission noch aussteht. Es bleibt also weiterhin Spannend im Microsoft Umfeld.

 

Bei Fragen oder Anregungen zum Thema New Work, zur Microsoft Welt oder zu Collaboration Tools stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Weitere Blogartikel aus Bereichen, die von New Work, über Microsoft 365 bis hin zu Sustainable IT reichen, finden Sie auf unserer Blogseite.

 

Quellen:

Fall-Register der Europäischen Kommission AT.40721:  https://competition-cases.ec.europa.eu/cases/AT.40721

Pressemitteilung der Europäische Kommission: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/api/files/document/print/en/ip_23_3991/IP_23_3991_EN.pdf

Slack Preise: https://slack.com/intl/de-de/pricing

Stellungnahme Microsoft nach Vorwurf: https://edition.cnn.com/2023/07/27/tech/microsoft-teams-antitrust-investigation/index.html

Preise M365 E3 und E5 vor Umstellung: Microsoft 365 Enterprise-Pläne vergleichen | Microsoft 365 (archive.org)

Preisliste M365 E3 und E5: Microsoft 365 Enterprise-Pläne vergleichen | Microsoft 365

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Daniel Dreeser

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