New Work in der Produktion – wie geht das?

Wertschöpfung steigern und Zukunftsfähigkeit erhalten: Modernes Arbeiten mit Kollaboration, flachen Hierarchien und effizienten Tools ist auch in der Produktion von Industriebetrieben ein wichtiges Thema. Auch wenn die Produktion bei der New Work Bewegung oft noch stiefmütterlich behandelt wird: Hier liegt enormes Potenzial. Hier arbeiten sehr viele Menschen, die miteinander kommunizieren müssen. Hier gibt es eine Vielzahl an Prozessen, deren Optimierungspotential regelmäßig überprüft werden sollte. Wenn in der Produktion motivierte Mitarbeitende beschäftigt sind, effiziente Arbeitsprozesse stattfinden und eine agile, kooperative Zusammenarbeit stattfindet: Dann ist ein wichtiger Grundstein für ein erfolgreiches Industrieunternehmen gelegt. Und genau hier setzt New Work an!

Arbeit im Wandel – früher und heute

New Work ist in aller Munde. Es existieren unzählige Tipps, wie modernes Arbeiten für Büroangestellte umgesetzt werden kann. Und obwohl das Thema New Work mittlerweile in den meisten Unternehmen angekommen ist, werden die Angestellten in der Produktion (Blue Collar Worker) oft nicht ausreichend in Transformations- und Innovationsprozesse miteinbezogen. Dabei erhöht sich durch die Digitalisierung auch in den Fabriken der Wettbewerbsdruck und der New Work Ansatz wird zu einem wichtigen Faktor.

In früheren Zeiten wurden Mitarbeitende vielerorts nicht angehört, vielleicht sogar klein gehalten. Wichtige Rollen wurden vernachlässigt und dadurch die Chance verspielt, Prozesse mit aktiver Unterstützung durch die Mitarbeitenden zu verbessern. Der Druck, Prozesse ständig effizienter zu gestalten, war lediglich nicht so hoch wie heute. Aktuell steigt das Bewusstsein für die Notwendigkeit, ALLE Mitarbeitenden aktiv teilhaben zu lassen, immer mehr. Hierarchiedenken ist rückläufig und Produktionsleiter und Schichtführer wissen, wie wichtig es ist, das Knowhow ihrer Mitarbeitenden zu erfragen und deren Kreativität zu nutzen. So werden Abläufe überdacht und die Mitarbeitenden im Sinne eines modernen Change-Managements auch bei Veränderungen involviert.

Moderne Arbeitsformen in die Produktion integrieren

New Work bedeutet in erster Linie ein verändertes und bedürfnisorientiertes Arbeiten anzustreben. Für die Umsetzung ist ein erfolgreiches Change Management gefragt. Drei Faktoren sind hierfür in allen Unternehmensbereichen ausschlaggebend – der Mensch, der Ort und die Technologie. Wenn Sie diese drei Erfolgsfaktoren bei der Einführung von modernen Arbeitsformen in der Produktion berücksichtigen, haben Sie das richtige Fundament für eine erfolgreiche Umsetzung moderner Arbeitsformen geschaffen. Dieses (neue) Verständnis von Arbeit muss für alle Beteiligten sichtbar und erfahrbar sein – durch eine respektvolle Kommunikation, durch die richtige Arbeitsumgebung und durch die Bereitstellung der entsprechenden Tools.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Schichtleiter hat das Ziel, Produktionsabläufe zu optimieren, um wertvolle Zeit der Mitarbeiter einzusparen. Dabei hat er konkrete Digitalisierungsmaßnahmen im Kopf. Er ersetzt beispielsweise Pinnwände durch Monitore. Bei einer Schichtübergabe werden Informationen wie Stückzahlen oder Störungen nun nicht mehr händisch mit Zetteln an die Wand gepinnt, sondern erscheinen via Excel-Tabellen / Dashboards auf Monitoren und können dadurch übersichtlicher dargestellt und schneller abgearbeitet werden.

Der Schichtleiter wendet sich für die Optimierung von Prozessen aber auch an seine Mitarbeitenden und führt Gespräche mit ihnen, um zu erfahren, in welchen Bereichen aus ihrer Sicht Effizienzgewinne möglich wären.

Seine Erkenntnis: Grundsätzlich wünschen sich die Mitarbeiter mehr Ordnung, denn das allein bringt ihnen schon Übersichtlichkeit und dadurch Schnelligkeit. Die Ideen reichen bis hin zu Vorschlägen für eingezeichnete Felder auf dem Boden, damit Gabelstapler und Wagen feste Plätze haben. Karten mit allen vorhandenen Feldern in der Halle sollen angefertigt und ausgehängt werden.

Dieses Beispiel zeigt: Durch die Kommunikation und das Involvieren der Mitarbeitenden wurden die eigenen Ideen umgesetzt – nicht kostspielig, dafür aber motivierend, wertschätzend und prozessoptimierend.

Erfolgsfaktor Mensch: Hierarchien überdenken und Kommunikation optimieren

Ein zentraler Punkt von New Work ist es, den Menschen mehr Wertschätzung zu zeigen. Nicht nur der Kunde steht im Fokus, auch das Personal wird als wertvolle Ressource gesehen und dementsprechend behandelt. Im Produktionsbereich verfügen die Mitarbeitenden über unglaublich viel Produktionsprozess-Knowhow und kennen gefertigten Produkte sehr gut. Oft können Sie hier mehr Wissen vorweisen als die jeweilige Führungskraft. Sie wissen, welche Stellschrauben gedreht werden müssen, um Veränderungen oder eine Optimierung im Herstellungsprozess zu erreichen.

Um die Wertschöpfung und Produktivität Ihrer Fertigung zu verbessern, ist eine Einbindung der Blue Collar Worker in wichtige Entscheidungen und Prozessveränderungen daher von hohem Wert. Eine offene und respektvolle Kommunikation ist hier das Stichwort. Lassen Sie Ihre Produktionsleute eigene Ideen einbringen und an der Zukunftsfähigkeit von Ihrem Betrieb mitwirken. Führen Sie regelmäßig Gespräche mit Ihren Mitarbeitenden, um immer wieder neue Anregungen zur Optimierung des Arbeitsalltags zu bekommen. Nehmen Sie Ihren Mitarbeitenden die Angst vor zu starker Kontrolle und überzeugen Sie sie davon, dass es um ein respektvolles Miteinander anstatt um reine Mehrarbeit geht. Die aktive Einbeziehung der Blue Collar Worker wird letztendlich zu mehr Zufriedenheit führen und die Identifikation mit Ihrer Firma als Arbeitgeber fördern. Eine Win-win-Situation für beide Seiten.

Unsere Tipps für eine ehrliche und offene Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Blue Collar Worker:

  • Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden in den Transformationsprozess ein und fördern Sie das Mitdenken.
  • Erfragen Sie Ideen und Anforderungen, anstatt diese zu erraten. Thematisieren Sie eingebrachte Vorschläge und „belohnen“ Sie diese auch.
  • Egal ob Intranet oder Gespräche: Wählen Sie immer eine klare Sprache.
  • Kommunizieren Sie eindeutig und transparent, machen Sie auch Ihre Erwartungshaltungen deutlich.
  • Stellen Sie Kommunikations-Regeln für den Austausch zwischen Kollegen auf – über alle Ebenen hinweg.
  • Betonen Sie, dass es nicht um Mehrarbeit geht – sondern um Beteiligung und den Einbezug aller Beteiligten, um die bestmögliche Lösung zu finden.

Hinweis: Beachten Sie die unterschiedlichen Generationen

In Betrieben bewegen sich unterschiedliche Generationen, wobei jede Generation wiederum von anderen Erwartungen geprägt ist. Jüngere Mitarbeiter sind häufig einen anderen, nicht so harschen Umgangston in der Kommunikation gewohnt und offen für Veränderungen und neue Ideen. Diese Mitarbeiter sollten gezielt in die Veränderungen miteinbezogen werden, allein das kann hilfreich sein, einem Hierarchiedenken entgegenzuwirken und Wertschätzung zu vermitteln. Ältere Kollegen brauchen hingegen mehr Anleitung und Erklärungen. Ihnen sollte das „Warum“ bei Veränderungen erklärt und die Sorge genommen werden, dass Veränderung gleich Mehrarbeit bedeutet. Ältere Kollegen bringen oft langjährige Praxiserfahrung mit und haben gute fachliche Ideen zur Optimierung von Produktionsschritten.

Erfolgsfaktor Ort: Das „richtige“ Ambiente schaffen

Der Ort spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für den Erfolg des New Work Konzepts. Der Arbeitsort an sich, aber auch die Kaffeeküche oder Pausenräume vermitteln eine gewisse Atmosphäre, welche sich auf die Arbeitsleistung und das Wohlbefinden auswirkt. Auch bezüglich des Ortes gilt: Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden mit ein. Fragen Sie nach, was sich Ihre Blue Collar Worker wünschen, um sich bei der Arbeit wohl und sicher zu fühlen. Oft sieht man im Kontext von New Work Hochglanzbilder mit schicken Sesseln und Smartphones auf weißen Schreibtischen und Menschen, die sich drumherum für den Austausch versammeln. Dieses Bild passt natürlich nicht besonders gut zur Fertigung. Aber auch in der Produktion gibt es Wünsche der Mitarbeitenden an ihren Arbeitsplatz, die eine bessere Arbeitsumgebung schaffen. Auch kleine Anschaffungen können bereits Wertschätzung ausdrücken und viel bewirken.

Unsere Empfehlung zur Gestaltung der Arbeitsumgebung:

Involvieren Sie Ihre Mitarbeitenden. Was fehlt in den Pausenräumen? Welche Ausstattung sollte am Arbeitsplatz auf keinen Fall fehlen? Was würde den Arbeitsalltag erleichtern und vielleicht mehr Zeit und/oder Zufriedenheit schaffen? Was wird benötigt, um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten?
Laden Sie Ihre Mitarbeitenden zu einem konkreten Termin ein, um gemeinsam über die Fragestellungen zum Thema Arbeitsort/-umgebung zu diskutieren.
Auch mit kleinen Änderungen können Sie viel erreichen. Setzen Sie diese möglichst zügig um – Ihre Mitarbeitenden werden Verständnis haben, dass größere Änderungen auch etwas mehr Zeit benötigen.

Erfolgsfaktor Technologie: Schneller und vernetzter durch die richtigen Tools

Entsprechende Technologie in Form von Tools oder Hard- und Software unterstützt die Umsetzung moderner Arbeitsweisen. Beispielsweise um die Kommunikationsmentalität zu erleichtern und Arbeitsprozesse in ihrer optimierten Form zu fördern, aber auch um die Kooperation zu beschleunigen. In der Fertigung kann zum Beispiel eine ganzheitliche Produktionsplanungs-Software einen großen Effizienzschub bringen. Aber auch kleinere Veränderungen, wie die Bereitstellung von Schicht- und Arbeitsplänen in digitaler Form auf dem Handy oder einen persönlichen Zugang zum Intranet, können schon viel beitragen. Heutzutage besitzt so gut wie jeder ein Smartphone: Es braucht nicht jeder Mitarbeitende einen eigenen Firmen-Laptop oder PC, um in die digitale Kommunikation integriert zu werden. Auch das Bereitstellen von Gruppen-PCs ist eine Lösung, um Blue Collar Mitarbeitenden einen Zugang zu digitalen Tools wie Microsoft Office 365 zu ermöglichen.

Wie im Beispiel oben beschrieben, kann die richtige Technologie für eine moderne Arbeitsweise aber auch mittels „banalen“ Instrumenten wie Bodenmarkierungen umgesetzt werden. Es muss nicht immer eine digitale Lösung sein, um Arbeitsprozesse zu verbessern.

 

Haben Sie Fragen oder eine konkrete Problemstellung zur Umsetzung von New Work in der Produktion? Dann los – melden Sie sich bei uns. In einer kostenlosen Erstberatung nehmen wir uns gerne Zeit für Sie und Ihr New Work Thema.

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Nico Ziegler

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