Nachhaltigkeitsberichterstattung wird schon seit ein paar Jahren für Unternehmen immer wichtiger. Deshalb besteht der erste Schritt darin, zunächst einmal die Gründe für eine eigene Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erkennen. Eine aktuelle Studie von Expense Reduction Analytics in Zusammenarbeit mit der Bundesverwaltung aus dem Jahr 2022 zeigt auf, dass erst 37% der Unternehmen ESG-Kriterien verankert haben.
Diese Blogreihe soll kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) helfen, Orientierung zu finden, Guidance zu erhalten und den ersten Schritt zu wagen.
Doch was heißt das jetzt überhaupt? Die Definition von Nachhaltigkeit wurde 1987 von den Vereinten Nationen innerhalb der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung formuliert. Diese besagt:

Ökonomie, Okölogie, Soziales
Hieraus resultierend ist das bekannte drei Säulen Modell entstanden, welches die Mehrdimensionalität von Nachhaltigkeit deutlich macht. Obwohl Nachhaltigkeit meist mit der Umwelt in Verbindung gebracht wird, ist sie eher die Konzeption einer dauerhaften, zukunftsfähigen Entwicklung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension menschlicher Existenz. Diese drei Säulen der Nachhaltigkeit stehen miteinander in Wechselwirkung und bedürfen somit langfristig einer ausgewogenen Koordinierung. Ökonomische Nachhaltigkeit bedeutet wirtschaftliche Stabilität und Wachstum, ohne die Ressourcen der Zukunft zu gefährden. Ökologische Nachhaltigkeit konzentriert sich auf den Schutz und die Erhaltung der natürlichen Umwelt. Soziale Nachhaltigkeit zielt darauf ab, soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und den Erhalt sozialer Systeme zu fördern.
Nachhaltigkeit geht somit weit über den Umweltschutz hinaus und umfasst auch die Aspekte sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Stabilität. Denn Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien integrieren, profitieren langfristig durch gesteigerte Effizienz, verbesserte Reputation und stärkere Kundenbindung.
Lange schon wurde darüber philosophiert, wie die bis dahin getroffenen Definitionen für Länder übergreifend umgesetzt werden können. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) wurden als Teil der Agenda 2030 der Vereinten Nationen entwickelt, um eine nachhaltige und gerechte Welt zu fördern. Die Entstehung der SDGs lässt sich in mehreren Schritten nachvollziehen:
Die Vorgänger der SDGs, die Millennium Development Goals, wurden im Jahr 2000 auf dem Millennium-Gipfel der Vereinten Nationen verabschiedet. Diese acht Ziele konzentrierten sich auf die Bekämpfung von Armut, Hunger, Krankheiten, Analphabetismus, Umweltzerstörung und Diskriminierung von Frauen bis 2015.
Im Laufe der Jahre wurde also deutlich, dass die MDGs zwar Fortschritte gebracht hatten, aber auch Schwächen aufwiesen. Sie konzentrierten sich vor allem auf die Bedürfnisse der ärmsten Länder und ließen Themen wie Ungleichheit, nachhaltige Wirtschaft und Umwelt weitgehend außer Acht.
Im Jahr 2012 fand die Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung (Rio+20) statt. Auf dieser Konferenz wurde beschlossen, einen inklusiveren und umfassenderen Ansatz für globale Entwicklung zu verfolgen, der sowohl die sozialen, ökologischen als auch wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigt.
Im Jahr 2013 wurde die Open Working Group ins Leben gerufen, um Vorschläge für die neuen Ziele zu erarbeiten. Diese Gruppe bestand aus Vertretern von 70 Ländern, die in einem offenen und transparenten Prozess arbeiteten. Sie holten Beiträge von Regierungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Wissenschaftlern und der Privatwirtschaft ein.
Parallel zur Arbeit der OWG führten die Vereinten Nationen umfangreiche globale Konsultationen durch. Dies beinhaltete Umfragen, Online-Plattformen und regionale Treffen, um die Meinungen und Prioritäten von Millionen von Menschen weltweit zu berücksichtigen.
Im Jahr 2014 präsentierte die OWG ihren Vorschlag von 17 Zielen und 169 Zielvorgaben. Diese Vorschläge wurden in den folgenden Monaten von Regierungen und anderen Stakeholdern diskutiert und verhandelt.
Im September 2015 wurden die SDGs schließlich auf dem UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung in New York von allen 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen einstimmig verabschiedet. Die Agenda 2030 umfasst nicht nur die 17 SDGs, sondern auch eine umfassende Vision für eine nachhaltige Entwicklung, die alle Länder und Menschen einbezieht.
Die SDGs repräsentieren einen globalen Konsens und einen umfassenden Fahrplan, um bis 2030 eine nachhaltigere und gerechtere Welt zu schaffen. Sie sind das Ergebnis jahrelanger Diskussionen, Verhandlungen und der Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft und anderen Interessengruppen weltweit.
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen bieten einen umfassenden Rahmen, der die drei Säulen der Nachhaltigkeit widerspiegelt: ökonomisch, ökologisch und sozial. Jedes dieser Ziele trägt zur Förderung einer nachhaltigen Zukunft bei. Hier eine kurze Übersicht über jedes SDG:

SDGs ALL

Welche SDG
In der Nachhaltigkeitsberichterstattung tauchen häufig bestimmte Begriffe auf, die oft synonym verwendet werden oder spezielle Bedeutung haben. Hier sind die wichtigsten Begriffe und ihre kurze Beschreibung:
CSR bezieht sich auf die Verantwortung eines Unternehmens für die Auswirkungen seiner Aktivitäten auf Gesellschaft und Umwelt. Es umfasst freiwillige Maßnahmen, die über gesetzliche Anforderungen hinausgehen.
ESG-Kriterien sind Maßstäbe, die die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bewerten. Sie helfen Investoren, nachhaltige und ethische Investitionsentscheidungen zu treffen.
Dieses Gesetz setzt die EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung in deutsches Recht um. Es verpflichtet große Unternehmen, Informationen über Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte sowie Korruptionsbekämpfung offenzulegen.
Die CSRD ist eine EU-Richtlinie, die die bestehende NFRD (Non-Financial Reporting Directive) ersetzt und erweitert. Sie zielt darauf ab, die Berichterstattung über Nachhaltigkeit und die Vergleichbarkeit der Berichte zu verbessern und mehr Unternehmen zur Berichterstattung zu verpflichten.
Diese internationale Norm bietet Leitlinien zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen. Sie definiert, wie Unternehmen nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln in ihre Strategien und Prozesse integrieren können.
Der DNK ist ein Transparenzstandard für die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen. Er bietet einen Rahmen zur Offenlegung nichtfinanzieller Leistungen und ermöglicht den Vergleich zwischen verschiedenen Unternehmen.
Die GRI-Standards sind die weltweit am häufigsten verwendeten Standards für Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie helfen Unternehmen dabei, ihre ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen umfassend und vergleichbar zu berichten.
Ecovadis ist eine privatwirtschaftliche Plattform, die Nachhaltigkeitsratings für Unternehmen anbietet. Die Bewertungen basieren auf den ESG-Kriterien und helfen Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu messen und zu verbessern.
Der SAQ ist ein branchenspezifisches Selbstbewertungsinstrument für die Automobilindustrie. Es dient dazu, die Nachhaltigkeitsleistung von Lieferanten anhand von ESG-Kriterien zu bewerten und die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards sicherzustellen.
Diese Begriffe und Konzepte sind zentral für das Verständnis und die Umsetzung von Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen. Sie bieten Orientierung und Standards, die Unternehmen dabei helfen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und transparent zu kommunizieren.
Unternehmen haben viele Gründe, nachhaltiges Handeln in ihre Strategien zu integrieren. Diese Gründe gehen weit über gesetzliche Verpflichtungen hinaus und bieten zahlreiche Vorteile. Hier sind die wichtigsten Gründe, warum Unternehmen nachhaltiges Handeln verankern sollten:
Viele Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen und darüber zu berichten. Dies betrifft vor allem große Unternehmen, die den Anforderungen des CSR-RUG und der kommenden CSRD unterliegen.
Auch Unternehmen, die nicht direkt gesetzlich verpflichtet sind, können durch ihre Geschäftsbeziehungen betroffen sein. Viele Großunternehmen fordern von ihren Lieferanten, dass sie ebenfalls nachhaltige Praktiken nachweisen.
Nachhaltigkeit kann Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Kunden und Geschäftspartner bevorzugen zunehmend Unternehmen, die sich zu nachhaltigen Praktiken verpflichten. Dies kann zur Differenzierung im Markt führen.
Für viele Unternehmen ist nachhaltiges Handeln auch eine Frage der Überzeugung und des Idealismus. Sie möchten einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten und ihrer Verantwortung gerecht werden.
Nachhaltige Unternehmen haben besseren Zugang zu Finanzierungen. Investoren legen zunehmend Wert auf ESG-Kriterien und bevorzugen Unternehmen, die Nachhaltigkeitsprinzipien umsetzen.
Nachhaltigkeit ist ein starkes Marketinginstrument. Unternehmen, die ihre nachhaltigen Praktiken effektiv kommunizieren, können ihre Marke stärken und das Vertrauen der Kunden gewinnen.
Es gibt zahlreiche Fördermittel und Zuschüsse für Unternehmen, die nachhaltige Projekte umsetzen. Dies kann finanzielle Anreize bieten, nachhaltige Initiativen zu starten.
Nachhaltige Praktiken können zur Kostenoptimierung beitragen. Durch effizientere Ressourcennutzung und reduzierte Abfallproduktion können Unternehmen ihre Betriebskosten senken.
Nachhaltige Unternehmen sind für Fachkräfte attraktiver. Viele Arbeitnehmer bevorzugen Arbeitgeber, die sich zu sozialen und ökologischen Werten bekennen und eine positive Arbeitsumgebung bieten.
Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein wichtiger Schritt für Unternehmen, um ihre Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt wahrzunehmen. Die Integration von Nachhaltigkeitskriterien bietet nicht nur gesetzliche und finanzielle Vorteile, sondern auch Wettbewerbsvorteile und eine stärkere Marktposition. Unternehmen können durch nachhaltiges Handeln ihre Kosten optimieren, ihre Attraktivität für Fachkräfte erhöhen und Zugang zu Fördermitteln und Finanzierungen erhalten. Letztlich trägt nachhaltiges Handeln zur langfristigen Sicherung des unternehmerischen Erfolgs bei.
Weitere Möglichkeiten zur Implementierung von Nachhaltigkeit im Unternehmen finden Sie hier.

SDG Quiz Lösung
Im nächsten Teil unserer Blogreihe steigen wir tiefer in die Nachhaltigkeitsberichterstattung ein. Wir beschäftigen uns mit den Begriffen der Wirkungsanalyse, Stakeholderanalyse und der Wesentlichkeitsanalyse. Außerdem überlegen wir auch, wie eine Roadmap zur eigenen Nachhaltigkeitsstrategie konkret aufgesetzt werden kann. Bleiben Sie daher dran, um noch mehr darüber zu erfahren, wie Sie Ihr Unternehmen nachhaltig gestalten können und davon langfristig profitieren können.
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