Migration von der SAP Process Orchestration (PI/PO) auf die SAP Integration Suite (CPI)

Für viele Unternehmen, die seit Jahren SAP Process Orchestration (PO) als zentrale Integrationsplattform nutzen, drängt sich mit dem Support Ende der SAP PO nun die Frage auf: Wie gelingt der nahtlose Übergang von der Migration SAP Process Orchestration zur SAP Integration Suite? Die Migration ist jedoch mehr als ein rein technischer Systemwechsel – sie ist eine Investition in Zukunftsfähigkeit, Agilität und die Anbindung an SAPs wachsendes Ökosystem aus Cloud-Lösungen. In diesem Artikel erfahren Sie, warum der Umstieg sinnvoll ist, welche Herausforderungen zu meistern sind und wie ein strukturierter Migrationspfad aussieht.

Warum in die Cloud migrieren?

Die SAP PO ist eine bewährte On-Premise-Lösung für die Integration von Geschäftsprozessen. Die Cloud bietet jedoch eine Reihe von Vorteilen, die für viele Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Skalierbarkeit und Flexibilität sind hier die wichtigsten Schlagworte: SAP CPI skaliert je nach Bedarf und ermöglicht eine schnelle Anpassung an veränderte Geschäftsanforderungen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die reduzierten Kosten. Durch den Wegfall von Hardware- und Wartungskosten können erhebliche Einsparungen erzielt werden. Darüber hinaus ermöglicht SAP CPI schnellere Innovationen, da die Cloud-Lösung kontinuierlich weiterentwickelt wird und Zugriff auf die neuesten Technologien und Funktionen bietet. Nicht zuletzt ist die Integration mit anderen Cloud-Lösungen in der Regel einfacher und schneller als mit On-Premise-Systemen.

SAP Cloud-Strategie, S/4HANA und das Support-Ende von SAP PO

Die Migration zu SAP CPI fügt sich nahtlos in die Cloud-Strategie von SAP ein. SAP fördert den Umstieg auf Cloud-Lösungen und bietet umfassende Unterstützung für die Migration. Der Umstieg auf S/4HANA, die nächste Generation der SAP Business Suite, verstärkt diesen Trend zusätzlich. S/4HANA ist für die Cloud optimiert und profitiert von der Integration mit SAP CPI. Während SAP PI/PO weiterhin stabil läuft, endet die Mainstream-Wartung für die zugrunde liegende NetWeaver-7.5-Plattform im Jahr 2027. Unternehmen, die langfristig planen, stehen somit vor der Aufgabe, ihre Integrationen in die Cloud zu verlagern, um technologische Rückstände und Risiken zu vermeiden.

SAP PO vs. SAP CPI: Ein Vergleich

Tabelle Vergleich SAP CPI und SAP PO

Übersicht: Migration nach SAP Integration Suite Rewion

Migrationsstrategien: Drei Wege zum Ziel

Bei der Migration zur SAP CPI können Unternehmen in der Regel zwischen den folgenden drei Ansätzen wählen.

  1. Lift and Shift: Schnittstellen werden unverändert migriert, ideal für einfache Integrationen mit geringem Anpassungsbedarf. Diese Methode ist schnell, nutzt jedoch nicht das volle Potenzial von CPI.
  2. Re-Design: Komplexe Schnittstellen werden neu entwickelt, um CPI-Funktionen wie vordefinierte Connectors oder API-Management optimal zu nutzen. Dies steigert die Performance, erfordert jedoch mehr Zeit und Ressourcen.
  3. Hybrider Ansatz: Eine Kombination aus beiden Methoden, bei der kritische Integrationen optimiert und weniger komplexe migriert werden. Das ermöglicht schrittweise Verbesserungen bei kontrolliertem Aufwand.

Die Wahl der Strategie hängt von Faktoren wie Budget, Zeitrahmen und technischer Komplexität ab. In der Praxis wird jedoch häufig der hybride Ansatz gewählt.

Herausforderungen der Migration von SAP Process Orchestartion zur SAP Integration Suite

Die Migration von SAP PO zu SAP CPI ist ein komplexes Projekt. Die Komplexität der bestehenden Landschaft spielt eine entscheidende Rolle. Je komplexer die bestehende SAP PO-Landschaft, desto aufwändiger die Migration. Ein wichtiger Aspekt ist die Anpassung der Integrationslogik an die spezifischen Anforderungen von SAP CPI. Bestehende Integrationsszenarien müssen ggf. neu entwickelt oder angepasst werden. Die Datenmigration erfordert sorgfältige Planung und Mitarbeiter müssen im Umgang mit SAP CPI geschult werden.

Custom Code Migration: Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Migration von Custom Code. Während SAP PO Java und ABAP nutzt, verwendet SAP CPI primär Groovy und JavaScript für Custom Code. Das erfordert oft eine Neuimplementierung der bestehenden Logik. Standardisierte Adapter und Pre-built Integrationsflows in SAP CPI können den Bedarf an Custom Code reduzieren, jedoch nicht immer vollständig eliminieren. Eine sorgfältige Evaluierung des bestehenden Custom Codes ist unerlässlich, um den Migrationsaufwand abzuschätzen und die optimale Strategie zu wählen. Mögliche Probleme sind:

  • Kompatibilitätsprobleme: Nicht alle Java/ABAP-Funktionen sind in Groovy/JavaScript verfügbar.
  • Performance-Probleme: Neu implementierter Code kann Performance-Engpässe verursachen.
  • Test-Aufwand: Die neue Implementierung muss gründlich getestet werden.

Nachteile der SAP CPI im Vergleich zu SAP PO

Die Migration von SAP PO zu SAP CPI bietet zwar viele Vorteile, leider aber auch einige Nachteile. CPI stößt bei legacy On-Premise-Integrationen an Grenzen: Ältere Protokolle oder komplexe ABAP/Java-Erweiterungen lassen sich nur umständlich abbilden, und die Adaptervielfalt von PO fehlt noch. Zudem können Kosten unkalkulierbar werden – bei hohem Datenaufkommen oder aufwendigen Datenflüssen steigen die Ausgaben im Pay-as-you-go-Modell schnell, während die SAP PO feste Lizenzkosten bietet.

Die Cloud-Abhängigkeit bringt Risiken: Latenzzeiten bei On-Premise-Kommunikation, Ausfallgefahren durch Internetstörungen und Compliance-Hürden bei Datenlokalisierung.

Hinzu kommt der Anpassungsdruck durch häufige Updates: SAP rollt regelmäßig neue CPI-Versionen aus, die Breaking Changes verursachen können. Gleichzeitig müssen sich PO-Teams in neue Konzepte wie Cloud Connector oder OAuth einarbeiten, was Schulungen erfordert.

Edge Integration Cell als Lösung für On-Premise zu On-Premise Integration

Die Edge Integration Cell von SAP ist eine Schlüsselkomponente der SAP Integration Suite, die speziell für dezentrale Integrationsszenarien am „Rand“ des Netzwerks (Edge) konzipiert ist. Sie ermöglicht die lokale Verarbeitung von Daten direkt an der Quelle, etwa in Fabriken, Filialen oder IoT-Umgebungen, und reduziert so Latenzzeiten sowie die Abhängigkeit von Cloud-Connectivity. Durch die Ausführung von Integrationsprozessen vor Ort – wie Datentransformationen, Protokollumsetzungen oder Filterungen – optimiert sie die Effizienz und unterstützt Echtzeitanforderungen, z. B. in der Produktionssteuerung oder bei IoT-gesteuerten Geräten. Gleichzeitig fungiert sie als Brücke zur Cloud: Kritische Daten können gefiltert, gesichert und selektiv an SAP Cloud Platform Integration oder andere Cloud-Dienste weitergeleitet werden. Das schafft eine hybride Architektur, die die Vorteile lokaler Leistungsfähigkeit mit Cloud-Skalierung verbindet – ideal für Unternehmen mit verteilter Infrastruktur oder strengen Compliance-Anforderungen an Datenhoheit.

SAP Cloud Connector für Hybride Integrationsszenarien

Das Zusammenspiel von SAP CPI und Cloud Connector ermöglicht eine sichere und effiziente Integration zwischen Cloud- und On-Premise-Systemen. Der SAP Cloud Connector fungiert als Brücke, die lokale Netzwerke mit der SAP Business Technology Platform (BTP) verbindet, ohne dabei die On-Premise-Infrastruktur direkt dem Internet auszusetzen. Er wird im eigenen Rechenzentrum oder einer privaten Cloud installiert und stellt verschlüsselte Verbindungen zu SAP CPI her. Über diese Verbindung kann CPI auf On-Premise-Ressourcen wie SAP ERP, Datenbanken oder Legacy-Systeme zugreifen – etwa via RFC, IDoc oder SOAP-Protokollen. Gleichzeitig ermöglicht der Cloud Connector die gezielte Freigabe von Diensten („Whitelisting“), um nur bestimmte Systeme oder APIs für die Cloud-Kommunikation verfügbar zu machen.

Dieses Zusammenspiel ist besonders für hybride Szenarien entscheidend: So können etwa Daten aus einem lokalen SAP S/4HANA-System in Echtzeit an CPI übertragen, transformiert und an Cloud-Anwendungen wie Salesforce oder SAP SuccessFactors weitergeleitet werden – alles unter Einhaltung strenger Sicherheitsrichtlinien. Durch die Entkopplung von Cloud und On-Premise bleiben sensible Daten geschützt, während CPI die Agilität cloudbasierter Integrationen voll ausschöpft

Vorgehensweise bei der Migration von der SAP Process Orchestartion zur SAP Integration Suite

Eine erfolgreiche Migration erfordert ein strukturiertes Vorgehen. Am Anfang steht die detaillierte Analyse der bestehenden SAP PO-Landschaft. Hierbei müssen Fragen geklärt werden wie: Welche Integrationsszenarien gibt es? Welche Schnittstellen werden genutzt? Welche Daten müssen migriert werden? Auf Basis dieser Analyse wird dann eine Migrationsstrategie entwickelt. Dabei wird festgelegt, welche Integrationsszenarien migriert werden sollen, welche Tools und Technologien eingesetzt werden und wie der Zeitplan aussieht. Im nächsten Schritt werden die ausgewählten Integrationsszenarien in SAP CPI implementiert und getestet. Nach erfolgreichem Test wird die neue Lösung schließlich in Betrieb genommen. Ein umfassender Support stellt sicher, dass die Integration reibungslos funktioniert und die Anwender bei Fragen und Problemen unterstützt werden.

Schritt-für-Schritt-Migrationsleitfaden

  1. Bestandsaufnahme:
    • Inventarisierung aller PO-Integrationsszenarien, Adapter und Partnerverbindungen
    • Priorisierung nach Komplexität und Geschäftskritikalität (z. B. beginnend mit einfachen RFC- oder IDoc-Integrationen)
  2. Toolgestützte Analyse:
    • Nutzung des SAP Migration Assessment Toolkit, um automatisiert Migrationspotenziale zu identifizieren
    • Prüfung, welche iFlows direkt übertragen oder neu entwickelt werden müssen
  3. Proof of Concept (PoC):
    • Migration weniger Szenarien als Testlauf, um Risiken frühzeitig zu erkennen
  4. Umgebungsaufbau in CPI:
    • Konfiguration von Tenants, Sicherheitseinstellungen (z. B. OAuth, IP-Allowlisting) und Konnektivität zu On-Premise-Systemen (Cloud Connector)
  5. Migration der Integrationslogik:
    • Umwandlung von Mappings (XSLT, Java) in CPI-kompatible Skripte (JavaScript, Groovy)
    • Ersatz von PO-Adaptern durch CPI-Standardadapter (z. B. SFTP, HTTP)
  6. Testing & Go-Live:
    • End-to-End-Tests mit Partnern, Leistungstests und Fallback-Plänen
    • Phasenweise Umstellung (Big Bang vs. schrittweise Migration)
  7. Deaktivierung von PO:
    • Abschaltung erst nach erfolgreichem Parallelbetrieb und Validierung

Einen detaillierten Projektplan finden Sie in unserem Artikel zum Migration Tooling.

Spezialfall: Migration des Archiver Modules

Die Archivierung von Nachrichtenprotokollen, bisher über das ArchiverModuleBean in PO realisiert, wird in CPI durch cloudnative Funktionen ersetzt. SAP empfiehlt die Nutzung der integrierten Datenarchivierung in der Cloud Foundry-Umgebung. Alternativ lassen sich externe Content-Management-Systeme (CMS) über die CMIS-1.1-API anbinden, sofern diese den Standard unterstützen. Dies gewährleistet die Langzeitspeicherung von Verarbeitungsdaten ohne manuelle Anpassungen.

Fazit

Die Migration von SAP PO zu SAP CPI bietet zahlreiche Vorteile, ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Eine sorgfältige Planung und Durchführung sind entscheidend für den Erfolg des Projekts. Durch die Nutzung der Cloud-basierten Lösung können Unternehmen ihre Geschäftsprozesse optimieren, Kosten senken und Innovationen schneller umsetzen.

Stellen Sie Ihr Unternehmen in den Vordergrund

Selbstverständlich stehen wir Ihnen auch jederzeit gerne persönlich zur Verfügung und unterstützen Sie bei der Definition einer Migrationsstrategie. Unsere Empfehlung für die gemeinsamen nächste Schritte sind:

  • Bewertung der bestehenden SAP PO-Landschaft: Wir Analysieren gemeinsam Ihre aktuelle Infrastruktur und identifizieren die kritischen Integrationsszenarien.
  • Erstellung eines Proof-of-Concept: Wir testen die Migration mit einem kleineren Projekt, um die CPI bei Ihnen im Unternehmen zu etablieren

Nützliche weiterführende Informationen aus dem Bereich SAP finden Sie in unserem Blog und im Bereich Fachwissen auf unserer Webseite

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