Fiori Apps anpassen und erweitern: SAP Fiori Adaptation Projects

SAP Fiori, als moderne Benutzeroberfläche für SAP-Anwendungen, bietet eine intuitive und ansprechende Benutzererfahrung. Mit über 3.000 verfügbaren SAP Fiori Apps in der Referenzbibliothek, steht eine Vielzahl vorgefertigter und einsatzbereiter Applikationen zur Verfügung. Dennoch reicht das Standardangebot nicht immer aus, um den spezifischen Anforderungen aller Benutzer gerecht zu werden. Eine Lösung hierfür können die SAP Fiori Adaptation Projects zur Anpassung bestehender SAP Fiori Apps sein.

Diese Custom Code Projekte ermöglichen es Unternehmen, ihre Fiori-Anwendungen gezielt an die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter und Geschäftsprozesse anzupassen. Ihr Vorteil: durch die Nutzung und Anpassung bestehender SAP Fiori Apps verkürzen Sie die Entwicklungsdauer im Vergleich zu Neuentwicklungen erheblich. In diesem Blogbeitrag werden wir einen detaillierten Überblick über SAP Fiori Adaptation Projects geben, die Vorteile beleuchten und die Schritte zur erfolgreichen Umsetzung erläutern.

Was sind SAP Fiori Adaptation Projects?

SAP Fiori Adaptationen sind Teil der SAP Clean Core Erweiterungsstrategie. Diese Technologie zielt darauf ab, die Benutzeroberfläche und Funktionalitäten von Standard SAP Fiori Apps gemäß den spezifischen Anforderungen des Unternehmens anzupassen und zu erweitern.

Im Fall dieser Erweiterungsmethode werde Änderungen durch Entwickler mithilfe von Programmcode (JavaScript und XML) und einem graphischen Änderungseditor vorgenommen. Folgende Anpassungen können mithilfe eines SAP Fiori Adaptation Projects umgesetzt werden:

  • Hinzufügen und Entfernen von bestehenden Feldern, Feldgruppen und Abschnitten
  • Verschieben von Inhalten (Felder, Feldgruppen, Spalten) innerhalb einer Seite
  • Hinzufügen / Erweitern um weitere UI Elemente mittels XML-Fragmenten
  • Erweitern und Überschreiben von Frontend-Methoden und Geschäftslogik mittels JavasScript-Controller
  • Ersetzen und Hinzufügen von OData-Services

Die genannten Änderungen werden in Form von Änderungsdateien inkrementell gespeichert. Tatsächlich werden SAP Fiori Adaptation Projects jedoch als eigenständige Applikation auf dem Frontend-Server gespeichert und deployt. Die Originalapplikationen bleiben somit unverändert. Infolgedessen sind die originale sowie die angepassten Applikationen sind updatestabil.

Anpassungen, die Sie nicht mittels SAP Fiori Adaptation Projects vornehmen können, sind die folgenden:

  • Überschreiben und Erweitern von Backend-Methoden und Geschäftslogik innerhalb S/4HANA Prozesse
  • Hinzufügen von Feldern zu Datenbanken und Geschäftsobjekten
  • Erstellen von Varianten innerhalb einer Original-Applikation für spezifische Nutzer(gruppen)

Für diese Anwendungsfälle stehen weitere Anpassungs- und Erweiterungsmethoden zur Verfügung. Diese möchten wir im Folgenden näher beleuchten:

Weitere Anpassungs- und Erweiterungsmöglichkeiten

Key User Extensibility

Die SAP Key User Extensibility (teilweise auch als In-App Extensibility oder Key User Flexibility bezeichnet) umfasst Möglichkeiten zu Anpassungen und Erweiterungen von SAP Fiori Standardanwendungen, ohne dass tiefgreifende Programmierkenntnisse erforderlich sind. Anders als im SAP Fiori Adaption Project, werden Änderungen hier durch sogenannte Key User mithilfe graphischer Werkzeuge vorgenommen. Key User sind Experten in bestimmten Geschäftsbereichen und fungieren als Schnittstelle zwischen den Endbenutzern und der IT-Abteilung oder dem Projektteam.

Mithilfe der Key User Extensibility ist es möglich, Datenfelder zu Geschäftsobjekten hinzuzufügen, kundespezifische Geschäftslogik mittels ABAP for Key Users zu hinterlegen und Anpassungen an Benutzeroberflächen vorzunehmen.

Der Funktionsumfang zur Anpassung von Benutzeroberflächen zwischen Key User Extensibility und SAP Fiori Adaptation Project überschneidet sich. Folgende Grafik soll darstellen, welche Funktionen in beiden Erweiterungsmethoden zur Verfügung stehen und welche nicht:

Funktionen, die sowohl durch Key User als auch Entwickler angepasst werden können: 1. Verschieben von UI-Elementen (Felder, Abschnitte, etc.) 2. Hinzufügen und Entfernen von UI-Elementen 3. Umbenennen von UI-Elementen Kombinieren und Aufteilen von Feldern 4. Ändern von Eigenschaften von UI-Elementen 5. Einbetten von externen Inhalten (z.B. externe Webseiten) 5. Erstellen von Steuerungsvarianten (Views) Funktionen, die nur in der Entwickleranpassung verfügbar sind: 1. Hinzufügen von Fragmenten zu Erweiterungspunkten oder Aggregationen 2. Hinzufügen von Internationalisierung, um Anwendungen übersetzbar zu machen 3. Ersetzen des OData-Dienstes einer App Hinzufügen eines OData-Dienstes und eines neuen SAPUI5-Modells zu einer App Hinzufügen von Annotationsdateien

Backendseitige Anpassung von CDS Views und Metadata Extensions

Metadatenbasierte SAP Fiori Apps (Fiori Elements und Smart-Controls in Freestyle Apps) können backendseitig durch die Anpassung von Core Data Services (CDS) Views und Metadata Extensions modifiziert werden.

Erstellen oder Ändern von CDS Views: Oftmals wird eine bestehende CDS View erweitert oder eine neue erstellt, um zusätzliche Felder und Logik hinzuzufügen. Dies kann durch die Verwendung von SQL-ähnlichen Anweisungen erfolgen, die die benötigten Datenquellen ansprechen.

Annotationen mittels Metadata Extension hinzufügen: Durch das Hinzufügen von Annotationen zu den bestehenden CDS Views oder durch die Definition von neuen Annotationen in der Metadata Extension können Sie das Verhalten und die Erscheinung von Fiori Apps beeinflussen.

Die Anpassungen, die in einem Fiori Adaptation Project vorgenommen werden können, unterscheiden sich grundlegend von den backendseitigen Anpassungen in CDS Views und Metadata Extensions. Beide Ansätze sind komplementär und erfüllen unterschiedliche Rollen im Anpassungsprozess von SAP Fiori Apps. Fiori Adaptation Projects sind ideal für schnelle, user-zentrierte Anpassungen, während backendseitige Anpassungen für tiefere Modifikationen an den Daten und Geschäftslogiken verwendet werden können.

Voraussetzungen zur Anpassung von SAP Fiori Apps

Entwicklungsumgebung: Sie benötigen entweder SAP Business Application Studio oder Visual Studio Code, in dem die Fiori Tools installiert sind. Diese Tools bieten eine benutzerfreundliche Oberfläche und essentielle Funktionen (Templates) zur Erstellung und Anpassung von Fiori Apps.

Cloud Connector (sofern erforderlich): In vielen Fällen wird ein Cloud Connector benötigt, um sichere Verbindungen zwischen der BTP und On-Premise-Systemen herzustellen. Der Cloud Connector fungiert als Brücke zwischen der SAP BTP und Ihrem lokal gehosteten Backend-System. Wenn Ihre Backend-Systeme lokal installiert sind, muss der Cloud Connector konfiguriert werden, um eine sichere Kommunikation zu ermöglichen. Bei S/4HANA Cloud Systemen entfällt diese Voraussetzung.

Destination an BTP (Business Technology Platform): Der Frontend-Server, auf dem die SAP Fiori Apps installiert sind, muss über eine Destination an die SAP Business Technology Platform (BTP) angebunden sein. Diese Anbindung ermöglicht den Zugriff auf die notwendigen Backend-Daten und -Services für die Anpassung der Fiori Apps. Die Destination muss korrekt konfiguriert werden, damit Sie von der Entwicklungsumgebung auf installierte SAP Fiori Apps und angebundene OData-Services zugreifen können. Hierfür müssen Sie der Destination die Eigenschaft WebIDEUsage=dev_abap,odata_abap hinzufügen.

Fiori Apps erfolgreich anpassen und erweitern

1. Voraussetzungen schaffen

  • Entwicklungsumgebung einrichten: Stellen Sie sicher, dass Sie SAP Business Application Studio oder Visual Studio Code mit den notwendigen Fiori Tools installiert haben.
  • Backend-Zugriff konfigurieren: Richten Sie eine Destination auf der SAP Business Technology Platform (BTP) ein, um eine Verbindung zu Ihrem Backend-System herzustellen. Bei Bedarf konfigurieren Sie den Cloud Connector.
  • Benutzerberechtigungen: Überprüfen und gewähren Sie benötigte Berechtigungen für Entwickler und Tester, um auf die Fiori Apps und Daten zuzugreifen.

2. Anforderungen aufnehmen

  • Stakeholder-Interviews: Führen Sie Gespräche mit Endbenutzern und Stakeholdern, um ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu ermitteln.
  • Dokumentation der Anforderungen: Halten Sie die gesammelten Anforderungen strukturiert fest, einschließlich funktionaler und nicht-funktionaler Spezifikationen.

3. Technologieentscheidung

  • Anpassungstyp auswählen: Entscheiden Sie, ob Sie Anpassungen im Frontend (z. B. Fiori Adaptation Project) oder Backend (z. B. CDS Views, Metadata Extensions) vornehmen wollen.
  • Design-Frameworks: Überlegen Sie, ob Sie bestimmte Designrichtlinien oder Frameworks (z. B. SAP Fiori Design Guidelines) anwenden wollen, um die Benutzererfahrung zu optimieren.

4. Implementierung

5. User Acceptance Test (UAT)

  • Testplanung: Planen Sie einen UAT mit Endbenutzern, um sicherzustellen, dass die Anpassungen deren Anforderungen entsprechen.
  • Durchführung der Tests: Lassen Sie die Endbenutzer die angepassten Fiori Apps testen und Feedback geben.
  • Problemlösung: Beheben Sie identifizierte Probleme und führen Sie gegebenenfalls eine zweite Testrunde durch, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt sind.

6. Deployment

  • Produktivsetzung: Planen Sie das Deployment der angepassten Fiori Apps in das Produktivsystem.
  • Schulung und Support: Bieten Sie Schulungen für Endbenutzer an, um sie mit den neuen Funktionen vertraut zu machen, und stellen Sie Support für eventuelle Fragen oder Probleme nach dem Go-Live zur Verfügung.

Fazit

Mit SAP Fiori Adaptation Projects können Sie mit geringem Aufwand bestehende SAP Fiori Apps an Ihre Bedürfnisse anpassen und um Funktionen erweitern. Dabei ist das SAP Fiori Adaptation Project eine von mehreren effektiven Methoden und Technologien aus der Clean Core Erweiterungsstrategie der SAP. Mehr Informationen zu Erweiterungsmöglichkeiten im Kontext von SAP S/4 HANA und SAP Clean Core finden Sie in unserem Blogbeitrag SAP S/4HANA erweitern und anpassen.

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Sophie-Marie Lück

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