Die Lagerverwaltung und Bestandsführung ist für die meisten Unternehmen ein kritischer Erfolgsfaktor und hat direkten Einfluss auf die wertschöpfenden Prozesse – besonders bei produzierenden Firmen. Gerade papierbasierte Prozesse, Redundanzen oder ungenaue Bestandsinformationen können zu erhöhten Kosten und Verzögerungen in der Supply-Chain führen. Um sich die Digitalisierung wirklich zunutze machen zu können und echte Benefits zu erlangen, ist es elementar zu verstehen wo die aktuellen, individuellen Herausforderungen im eigenen Hause liegen. Nur somit können mit Hilfe einer digitalisierten Lagerverwaltung Kosten gesenkt, Zeit gespart und vor allem die interne und externe Kundenzufriedenheit gesteigert werden.
Dieser Beitrag erläutert die 5 klassischen Herausforderungen, die eine nicht digitalisierte Lagerverwaltung in der Regel mitbringt und mit Hilfe von Digitalisierungsmaßnahmen optimiert oder gänzlich beseitigt werden können.
Steigende Kundenanforderungen erfordern eine optimierte Lagerverwaltung
Die Anforderungen von Kunden steigen nicht nur im B2C, sondern auch im B2B-Kontext. Hier zu gehören beispielsweise:
- Verkürzte Lieferzeiten
- Liefertreue
- Sehr hohe Anforderungen an den Service – von Pre- bis After-Sales
- Individualität durch flexible Produkte und Bestellmengen
Hierdurch steigen für Unternehmen auch die Anforderungen an die Lagerverwaltung. Es ist unabdingbar für ein Unternehmen den Ansprüchen gerecht zu werden, um das Vertrauen der Kunden nicht zu riskieren. Die Digitalisierung der Lagerverwaltung bietet an dieser Stelle verschiedene Optionen. Auf der einen Seite können Prozesse automatisiert und dadurch Schnelligkeit gewonnen werden und auf der anderen Seite werden Mitarbeiter durch digital optimierte Prozesse in ihren Arbeitsabläufen massiv unterstützt. Von z.B. der mobilen Datenerfassung, über Robotic Process Automation (RPA) bis hin zum Einsatz künstlicher Intelligenz (KI).
Unnötige Lagerbestände binden Kapital
Es gibt mehrere Risiken im Zusammenhang mit Kapitalbindung. Das größte Risiko stellt hierbei die hohe finanzielle Belastung für ein Unternehmen dar, welches mit einer hohen Kapitalbindung einhergeht. Ziel eines Unternehmens ist, die Lagerbestände bestmöglich zu optimieren. Wenn die Lagerverwaltung nicht optimiert ist, kann dies zu Engpässen, Verzögerungen bei der Lieferung und Fehlbeständen führen. Dadurch kann es zu Verzögerungen in der Fertigung oder auch zu nachlassender Kundenzufriedenheit durch das Verpassen von Lieferterminen und langen Lieferzeiten kommen.
Valide Informationen über verfügbare Lagerbestände in Echtzeit oder die Integration der Lagerverwaltung in die Forecast- und Absatzplanung kann zur Senkung unnötiger Lagerbestände ein entscheidender Hebel sein. Durch optimale Lagerbestände und eine Echtzeit-Integration in vor- und nachgelagerte Prozesse der Supply-Chain kann auch die Kapitalbindung minimiert werden. Die digitale Verfügbarkeit von relevanten Prozessdaten ist hierbei eine Grundvoraussetzung. Außerdem schaffen Sie mit der Digitalisierung der Lagerprozesse eine möglichst hohe Transparenz in der Lagerverwaltung. Gerade für z.B.Just-In-Time Anlieferungen ist die optimale Verfügbarkeit und eine maximale Transparenz in der eigenen Lagerverwaltung essentiell, um sowohl die Kapitalbindung gering als auch die Liefertreue hoch zu halten.
Integration zu vor- und nachgelagerten Prozessen
Mangelnde Kommunikation ist eine große Herausforderung innerhalb der Logistikkette. Effektive Kommunikation maximiert die Produktivität. Dank der heutigen Technologie wissen wir, wer die Rohstoffe hergestellt hat, wer sie transportiert hat, wann sie wohin transportiert wurden und wer dafür verantwortlich war. Schwierig wird es, wenn wir jeden Schritt der Kette analog aufzeichnen und die Daten manuell sammeln müssen, um sie optimal nutzen zu können. Dieses Problem kann zu einem Verlust der Kontrolle über die Waren und der Kontinuität der Lieferung führen.
Für eine effiziente Integration der vor- und nachgelagerten Prozesse der Lagerverwaltung wie z.B. Einkauf, Bedarfsplanung, Versand und Produktion ist die Digitalisierung unabdingbar. Maximale Flexibilität gegenüber Kunden und Schnelligkeit in den internen Prozessen ist nur durch eine interaktive Zusammenarbeit möglich, die über die Lagerverwaltung hinaus geht. Hierbei bietet die Digitalisierung mit Hilfe von unterschiedlichsten Technologien die Möglichkeit (Teil-)Prozesse zu automatisieren und v.a. die verfügbaren Daten optimal zu nutzen. Zum Beispiel durch die Integration aller relevanten Prozesse in ein Lagerverwaltungssystem (LVS), die Nutzung unterstützender Apps, mobile Datenerfassung oder automatisierte Schnittstellen zu angrenzenden Prozessen und Drittsystemen.
Redundanzen kosten Geld
Redundante Arbeitsschritte führen zu längeren Durchlaufzeiten und höheren Lohn- und Opportunitätskosten. Gerade papierbasierte Prozesse wie z.B. Zähllisten bei der Inventur oder ausgedruckte Picklisten bei der Kommissionierung sorgen für enormes Fehlerpotential. Medienbrüche, menschliche Fehler, Ungenauigkeiten in der Datenerfassung und fehlende Transparenz in zentralen Lagerverwaltungssystemen können insbesondere zu folgenden zeit- und kostenintensiven Folgeaktivitäten und -prozessen führen:
- Nacharbeit durch fehlende Teile (ungenaue Bestandsinformationen)
- Hohe Lagerbestände durch fehlende Bedarfsplanung und ungenaue Bestandsinformationen
- Mangelnde Liefertreue
- Engpässe in der Materialverfügbarkeit für Kunden und Fertigung – daraus resultiert eine sinkende Kundenzufriedenheit und/oder Produktionsausfälle
Als Enabler zur Optimierung der Lagerverwaltung dienst die Digitalisierung und die damit papierlose Lagerverwaltung. In der Kommissionierung beispielsweise kann nachträgliches umpacken oder fehlerhafte Lieferungen an den Kunden reduziert werden, indem Mitarbeiter durch Plausibilitätsprüfungen und genaue, digital basierte Kommissionieranweisungen unterstützt werden.
Die Diskrepanz: Niedrige Lagerkosten oder hohe Verfügbarkeit
Saisonale Schwankungen, Veränderungen in der Wirtschaft, das Wetter und viele weitere Faktoren können Einfluss auf die Nachfrage nach Produkten und Materialien haben. Eine effiziente Lagerverwaltung basiert auf einer transparenten, aktuellen und validen Verfügbarkeit von Daten und Informationen. Ein zuverlässiger Forecast und eine valide Absatzplanung sind Grundvoraussetzung für eine optimierte Lagerführung. Eine digitalisierte und in den End-to-End Prozess integrierte Lagerverwaltung unterstützt bei dieser Herausforderung. Überbestand wird reduziert, Lagerkosten optimiert und die Lieferverfügbarkeit sichergestellt.
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, wie sich ein Unternehmen auf Nachfrageschwankungen vorbereiten und reagieren kann. Diese können wie folgt aussehen:
- Optimierte Lagerbestände durch digital integrierte und vernetzte Prozesse mit gleicher Datenbasis
- Integration der Disposition und Beschaffung zur Optimierung der Lieferantenauswahl und -integration
- Valide Forecasts und Absatzplanungen, die auf echten und aktuellen Daten basieren
- Nutzung der Absatzplanung für die aktive Steuerung der Lagerbestände
- Steigerung der Schnelligkeit in der Lagerverwaltung und Optimierung der Prozesse, um flexibler auf Nachfrageschwankungen reagieren zu können
Ein kurzes Fazit
Die Digitalisierung der Lagerverwaltung ist kein Nice-to-Have, sondern zweifelsohne Grundvoraussetzung für jedes Unternehmen welches langfristig wettbewerbsfähig bleiben möchte. Papierbasierte Prozesse und die fehlende Integration der Lagerverwaltung in die gesamte Supply-Chain sorgen für vermeidbare Fehler, geringe Flexibilität und vor allem höhere Prozesskosten. Die digitale Transformation in der Lagerverwaltung ermöglicht nicht nur die Gestaltung effizienterer Prozesse und die Unterstützung von Mitarbeitern durch z.B. mobile Datenerfassung, sondern ist die Basis um Prozesse oder gar einzelne Prozessschritte zu automatisieren und damit den großen Hebel für die Reduzierung von Kosten bei z.T. sogar verbesserter Liefertreue umzulegen.
Sie wollen mehr über die Ziele und Vorteile einer digitalen Lagerverwaltung erfahren? Dann werfen Sie einen Blick in den folgenden Beitrag: Welche Ziele stecken hinter dem Digitalisierungstrend in der Lagerverwaltung?
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